taz Panter Preis für Brandenburg : Vernetzen und solidarisieren
Der taz Panter Preis geht in Cottbus an das Bildungsprojekt Verstehbahnhof. Der teilt das Preisgeld mit dem afrikanischen Kulturverein Palanca.
taz Panter Stiftung | Als Laudator Andreas Speit den Umschlag öffnet, steigt die Spannung. Dann verkündet der Journalist und Rechtsextremismusexperte: „Der Gewinner ist der Verstehbahnhof, Gratulation!“ Damit hat das Bildungs- und Kulturprojekt in Fürstenberg an der Havel den von der taz Panter Stiftung mit 5.000 EUR dotierten taz Panter Preis für Brandenburg gewonnen.
Er wurde zum Abschluss des taz Panter Forums im Bunten Bahnhof von Cottbus feierlich verliehen. Denn zu den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg hat der Panter Preis erstmals Berlin verlassen, um couragierte Menschen in diesen drei Bundesländern für ihr zivilgesellschaftliches Engagement von den taz-Leser*innen auszeichnen zu lassen.
Die taz-Reportage über die Panter Preisverleihung im Bunten Bahnhof in Cottbus können Sie hier lesen.
Menschen wie Anke und Daniel Domscheit-Berg. Die beiden Digitalexperten haben den Verstehbahnhof im Fürstenberger Bahnhofsgebäude 2018 ins Leben gerufen. Inzwischen ist er zu einem größeren Projekt mit vielerlei Aktivitäten geworden – neben einem Makerspace für digitale Prototypen gehört dazu auch ein Kreativraum mit Druck- und Textilwerkstatt, ein Co-Learning Space für Kinder und Jugendliche sowie ein Umsonstladen im Stadtzentrum.
Wertvolle Angebote für die Jugend
Das Wichtigste sei, sagt Daniel Domscheit-Berg, mit den Angeboten Jugendliche zu erreichen, von denen nicht wenige „gefestigt rechtsextreme Ansichten haben“. Auch die beiden anderen in Brandenburg nominierten Projekte kennen diese Probleme.
Der afrikanische Kulturverein Palanca e.V. wurde vor 30 Jahren von Augusto Jone Munjunga gegründet – nachdem Rechtsradikale seinen Freund Amadeo Antonio in Eberswalde ermordet hatten. Munjunga, der als ehemaliger Vertragsarbeiter aus Angola in die DDR gekommen war, schuf einen Treffpunkt für Geflüchtete und migrantische Communitys, der bis heute mit Rassismus zu kämpfen hat, zugleich aber vielen bei der Integration geholfen hat.
In Beeskow im Landkreis Oder-Spree gibt es wiederum kaum Orte, die als öffentliche Treffpunkte dienen könnten. Merle Hilbk hat hier ohne öffentliche Förderung vor erst einem guten Jahr ein Projekt gestartet, das auf Vernetzung durch Sprache setzt: Bei ihren Sprachwanderungen kommen ukrainische Geflüchtete und Einheimische zusammen, um erste Deutschkenntnisse anzuwenden oder ihr (Schul-) Russisch aufzubessern.
Anerkennung für die antirassistische Arbeit
Theo Böll, der für die verhinderte Merle Hilbk in Cottbus auf der Bühne sitzt, bedankt sich bei der taz Panter Stiftung dafür, dass sie den Projekten aus Brandenburg im Rahmen der Preisverleihung die Möglichkeit zum Kennenlernen und Vernetzen gebe. Diesen Gedanken hatte Gemma Terés Arilla, Leiterin der taz Panter Stiftung, bereits in ihrer Eröffnungsrede aufgegriffen: Verbundenheit untereinander schaffe Vernetzung, aus der Bewegung und Veränderung entstehe.
Als Akt gelebter Solidarität kündigen Anke und Daniel Domscheit-Berg vom Verstehbahnhof dann sogleich auch an, ihr Preisgeld mit dem Palanca e.V. zu teilen – als Anerkennung für deren langjährige antirassistische Arbeit in Eberswalde.
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Panter Preisverleihung Cottbus
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