taz Autotest - Passat Blue Motion: Grünes Auto mit Opa-Faktor
Eine klassische Familien-Limousine will plötzlich ein modernes Ökoauto sein. Das klappt ganz gut, ergibt der Test
Auf der Suche nach den Bösewichten unter den Autos hat man sich relativ schnell und populär auf SUV wie den VW Touareg oder den Porsche Cayenne geeinigt. Sicher repräsentiert der hohe Verbrauch dieser SUV die kulturelle Antimoderne, doch absolut betrachtet, hält sich der Schaden in Grenzen, da von diesen Modellen nicht wirklich viele verkauft werden.
Die Blue-Motion-Reihe von Volkswagen ist deshalb interessant, weil sie jene Modelle modernisiert, die tatsächlich gekauft werden: Golf, Polo, Passat. Der Golf wurde im letzten Jahr über 360.000-mal verkauft, der Passat 85.000-mal, der Touareg nur 4.400-mal.
Der neue Passat Blue Motion 1.6 TDI ist der Versuch, statt eines Motoren- und Paradigmenwechsels durch Optimierung des guten alten deutschen Ingenieursdenkens die große komfortable Mainstream-Familienlimousine mit dem modernen Öko-auto zu versöhnen.
Das Zukunftsprinzip des Downsizing wird hier nicht auf die Autogröße angewandt, aber auf den Dieselmotor. Für ein derart großes Autos sind 114 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer derzeit noch spektakulär. Weshalb wir eine Ausnahme gemacht haben und den Passat getestet haben, obwohl er die taz-Testkriterien (bis 110 g) um 4 Gramm verfehlt.
Technikfaktor: Der 1,6-Liter-Common-Rail-Dieselmotor wurde nochmals optimiert. Generell ist optimierter Verbrauch keine Hexerei: verbesserte Aerodynamik, Leichtlaufreifen, Bremsenergierückgewinnung, Start-Stopp-Automatik und längere Gänge. Die niedrigen Drehzahlen führen allerdings dazu, dass das Auto schon mal ausgeht. Was ein geübter Ökofahrer relativ souverän zu handhaben weiß. Der Blue Motion hat 105 PS, und die sind mehr als ausreichend.
Umweltfaktor: Die Start-Stopp-Automatik funktioniert trotz konventioneller Gangschaltung sehr gut. Eine gute, große Verbrauchsanzeige hilft, effizient zu fahren. Für 114 g CO2 darf der Passat Blue Motion nur 4,4 Liter Diesel auf 100 Kilometern brauchen. Das schafft er im taz-Test nicht.
Familienfaktor: Sehr gut. Der Passat ist 4,76 m lang, hat vier Türen, und auf der Rückbank ist auch für angehende Basketballer Platz. Der Kofferraum ist mit 565 Litern sehr groß. Preis: Ab 27.850 Euro.
Politikerfaktor: Das Auto und speziell seine Rückbank sind ministrabel. Man kann Akten und Mitarbeiter stapeln und seriös arbeiten.
Statusfaktor: Teils, teils. Ein Blue Motion weist die Fahrer als Teil des grünen Jahrhunderts aus. Man sieht es dem Auto allerdings nicht von Weitem an. Zudem beklagt die Testpartnerin den "Opa-Faktor" eines Passat.
Spaßfaktor: Teils, teils. Der Passat fährt sich gut, der großzügige Raum reduziert das Gemotze der Kinder von der Rückbank. Anders als beim Prius hat man aber nicht das Gefühl, Klimakultur-Avantgarde zu sein.
Fazit: Der Passat Blue Motion ist der Versuch, mit der Logik des 20. Jahrhunderts (großes Auto, großer Tank) durchzukommen. In dieser Logik ist er ein gutes Auto. Die große Frage, die man sich beim Fahren stellt: warum es immer noch Passat gibt, die 10 Liter brauchen und 227 Gramm ausstoßen. Und wie man aus 100.000 Passat-Käufern 100.000 Blue-Motion-Käufer macht.
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