piwik no script img

taz Autotest - Passat Blue MotionGrünes Auto mit Opa-Faktor

Eine klassische Familien-Limousine will plötzlich ein modernes Ökoauto sein. Das klappt ganz gut, ergibt der Test

Letzter Schliff: Passat Bluemotion auf der Automesse Leipzig im April. Bild: dpa

Auf der Suche nach den Bösewichten unter den Autos hat man sich relativ schnell und populär auf SUV wie den VW Touareg oder den Porsche Cayenne geeinigt. Sicher repräsentiert der hohe Verbrauch dieser SUV die kulturelle Antimoderne, doch absolut betrachtet, hält sich der Schaden in Grenzen, da von diesen Modellen nicht wirklich viele verkauft werden.

Die Blue-Motion-Reihe von Volkswagen ist deshalb interessant, weil sie jene Modelle modernisiert, die tatsächlich gekauft werden: Golf, Polo, Passat. Der Golf wurde im letzten Jahr über 360.000-mal verkauft, der Passat 85.000-mal, der Touareg nur 4.400-mal.

Der neue Passat Blue Motion 1.6 TDI ist der Versuch, statt eines Motoren- und Paradigmenwechsels durch Optimierung des guten alten deutschen Ingenieursdenkens die große komfortable Mainstream-Familienlimousine mit dem modernen Öko-auto zu versöhnen.

Das Zukunftsprinzip des Downsizing wird hier nicht auf die Autogröße angewandt, aber auf den Dieselmotor. Für ein derart großes Autos sind 114 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer derzeit noch spektakulär. Weshalb wir eine Ausnahme gemacht haben und den Passat getestet haben, obwohl er die taz-Testkriterien (bis 110 g) um 4 Gramm verfehlt.

Technikfaktor: Der 1,6-Liter-Common-Rail-Dieselmotor wurde nochmals optimiert. Generell ist optimierter Verbrauch keine Hexerei: verbesserte Aerodynamik, Leichtlaufreifen, Bremsenergierückgewinnung, Start-Stopp-Automatik und längere Gänge. Die niedrigen Drehzahlen führen allerdings dazu, dass das Auto schon mal ausgeht. Was ein geübter Ökofahrer relativ souverän zu handhaben weiß. Der Blue Motion hat 105 PS, und die sind mehr als ausreichend.

Umweltfaktor: Die Start-Stopp-Automatik funktioniert trotz konventioneller Gangschaltung sehr gut. Eine gute, große Verbrauchsanzeige hilft, effizient zu fahren. Für 114 g CO2 darf der Passat Blue Motion nur 4,4 Liter Diesel auf 100 Kilometern brauchen. Das schafft er im taz-Test nicht.

Familienfaktor: Sehr gut. Der Passat ist 4,76 m lang, hat vier Türen, und auf der Rückbank ist auch für angehende Basketballer Platz. Der Kofferraum ist mit 565 Litern sehr groß. Preis: Ab 27.850 Euro.

Politikerfaktor: Das Auto und speziell seine Rückbank sind ministrabel. Man kann Akten und Mitarbeiter stapeln und seriös arbeiten.

Statusfaktor: Teils, teils. Ein Blue Motion weist die Fahrer als Teil des grünen Jahrhunderts aus. Man sieht es dem Auto allerdings nicht von Weitem an. Zudem beklagt die Testpartnerin den "Opa-Faktor" eines Passat.

Spaßfaktor: Teils, teils. Der Passat fährt sich gut, der großzügige Raum reduziert das Gemotze der Kinder von der Rückbank. Anders als beim Prius hat man aber nicht das Gefühl, Klimakultur-Avantgarde zu sein.

Fazit: Der Passat Blue Motion ist der Versuch, mit der Logik des 20. Jahrhunderts (großes Auto, großer Tank) durchzukommen. In dieser Logik ist er ein gutes Auto. Die große Frage, die man sich beim Fahren stellt: warum es immer noch Passat gibt, die 10 Liter brauchen und 227 Gramm ausstoßen. Und wie man aus 100.000 Passat-Käufern 100.000 Blue-Motion-Käufer macht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • V
    vic

    Und was mach ich jetzt mit meinem Panda,

    der vor 5 Jahren noch ökologisch korrekt war?

    Ich hab kein Geld, mir schon wieder ein neues Auto zu kaufen.

    Dabei brauch ich die Karre nicht mal für mich selbst.

  • EA
    Enzo Aduro

    Wer Downsizing nicht nur beim Motor, sondern beim ganzen Passat haben will, der kauft sich einen Polo, geht zur Werkstatt, macht den P-O-L-O Schriftzug ab und den P-A-S-S-A-T Schriftzug dran. Fertig.

     

    Identisches Design macht das Downsizing des Passat kredebil.

  • L
    Leonidos

    Der Passat verkauft sich nicht umsonst so gut. Er ist eine hochwertige praktische Familienkutsche. Als Diesel langlebig und sparsam. Und das die Energieeffizienz eines Diesel allemal besser als die eines Benziners ist, das weis mittlerweile jedes Kind.

    Die Zusatzfrage sollte aber lauten, ... und warum fahren überhaupt noch Benziner durch die Gegend.

  • R
    Robert

    Aber wieviel verbraucht er den nun?

    Und welchen CO2 Ausstoß hat er im Test erreicht?

     

    bis dann

    Robert

  • V
    Vogel

    BLOSS NICHT!

     

    100 000 Diesel Passats würden uns sofort mit Lungenkrebs benetzen.

     

    Weg mit Diesel. Für eure Gesundheit.