taz-Adventskalender: Die frohe Botschaft (3): Einfach mal verreisen, und zwar sofort
Sie lief von 1997 bis 2007, jetzt wird sie wieder aufgenommen: „Der Sonne entgegen“ ist die wohl unterhaltsamste Sendung des RBB.
Nach dem christlichen Kalender wird die frohe Botschaft ja erst am 24. Dezember verkündet. Weil es in diesem irdischen Jammertal aber so selten Grund zur Freude gibt, präsentieren wir bis Weihnachten täglich eine gute Nachricht.
Ach, man müsste auch mal Glück haben, dass einem mitten im Alltag ein Mann namens Andreas Hahn über den Weg läuft und fragt, ob man nicht auf eine der Kanareninseln oder nach Mauritius oder sonst wohin fliegen will. Für eine Woche. Er hätte die Flugtickets schon dabei.
Hahn ist der Moderator (und Produzent) von „Der Sonne entgegen“, der vielleicht unterhaltsamsten Sendung im RBB-Programm, sie lief von 1997 bis 2007 und jetzt wieder. Allein das ist eine frohe Botschaft. Im Sommer kamen sechs neue Folgen – und am letzten Novembertag folgte eine XXL-Ausgabe.
Hahn ist für seine Sendung meist in Brandenburger Städten und Gemeinden und auch schon mal in Berlin mit Kamera und Mikrofon unterwegs. Er fragt dann Menschen, die ihm zufällig über den Weg laufen, ob sie nicht verreisen wollen.
Es gibt eben nur zwei Haken: Man tritt die Reise allein an – und praktisch sofort. Doch wer kann das schon bewerkstelligen? Job, Beziehung, Familie, Termine und Verpflichtungen – das ist die Herausforderung. Wer schafft das denn auf die Schnelle? Eben.
Wobei: „Es hat noch nie ein Arbeitgeber gesagt, du darfst nicht“, erzählt Andreas Hahn von seinen Erfahrungen beim Dreh. „Es scheitert eher an Männern, die Schiss haben vor einer spontanen Reise. Ich höre ja immer: Ja, wenn du mich mal triffst, ich fahre sofort! Und wenn ich sie dann aber in echt treffe …“
Urlaub auf Kosten des RBB
Wer es am Ende schafft, sein Fortkommen binnen ein paar Stunden, bis der Flieger geht, zu regeln, kann auf Kosten des RBB Urlaub machen. Natürlich sind die Angesprochenen fasziniert von der verlockenden Offerte, überlegen kurz und würden auch wollen – allein, es klappt oft nicht.
Es kommt zu interessanten Begegnungen, die mitunter amüsant sind, und lehrreich. Man kommt Leuten „wie du und ich“ etwas näher, erfährt etwas von ihrem Beruf oder ihrem Heimatort, kurz: von ihrem Leben. Das ist erfrischend normal. „Das Interessante sind die Geschichten, wir sind ja eigentlich Geschichtenerzähler“, sagt Hahn. „Wir platzen einfach in das Leben der Leute und das dokumentieren wir. Das sind echte Menschen und keine gecasteten Darsteller. Und wir versuchen, die Leute nicht vorzuführen. Nicht über sie zu lachen, sondern mit ihnen.“ Hahn nennt das Ganze passend „Regiotainment“ – „das trifft es am besten“.
Für den Fall, dass Hahn niemanden in Teltow oder Buckow für die Reise gewinnen kann, sitzt am Flughafen ein Joker, der mal aus Berlin, mal aus Brandenburg kommt. Die Joker hoffen natürlich auf die frohe Kunde, dass Andreas Hahn alleine anreist und sie selbst in den Flieger steigen können.
Wie fühlt sich das an, frohe Botschaften dieser Art zu überbringen? „Es ist einfach schön“, sagt Hahn lachend, „positive Reaktionen zu bekommen, wenn Menschen sich freuen“ – und nennt sich selbst „Glücksschweinchen“.
Einmal alles anders
In der XXL-Ausgabe von „Der Sonne entgegen“ war ausnahmsweise mal alles anders. Diesmal lockten in drei aufeinanderfolgenden Ausgaben gleich drei Reisen – eine auf die Insel Mauritius, eine in die Tiroler Berge, und eine in die goldene Stadt Prag – und es durften einmalig Paare reisen. Die Ausgabe lässt sich in der RBB-Mediathek ein Jahr lang ansehen (daher wollen wir hier auch lieber mal nicht spoilern).
Ob es auch in Zukunft Sendungen geben wird? „Das hängt vom RBB und von der Quote ab“, sagt Hahn, „und von Lust und Laune.“
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