taz🐾sachen: taz-Kolumnistin ausgezeichnet
„Ich hätte nicht zu Hause bleiben können“, sagt Katrin Seddig, „es war wie ein Fieber“. Ein Fieber, das im Juli 2017 in Hamburg ausbrach, als der G20-Gipfel und die Proteste dagegen die Stadt in den Ausnahmezustand versetzten. Nachmittags kam die Hamburger Autorin und Kolumnistin der taz nord aus der Anwaltskanzlei, in der sie damals noch jobbte, und machte sich auf den Weg zu den Demos. Sie hatte das Gefühl, „mitten im Zeitgeschehen zu sein“ und zugleich immer nur einen Ausschnitt zu sehen: Denn was bedeutete es schon, dass am Anfang der Demo alles friedlich war, wenn sie später las, dass die Lage weiter hinten komplett eskaliert war?
Der Wunsch, aus diesen Erfahrungen einen Roman zu machen, kam erst später. Für Katrin Seddig spiegelt sich in dem, was in Hamburg hochkochte, die Spaltung einer ganzen Gesellschaft wider. Im August 2020 ist schließlich „Sicherheitszone“ erschienen, ein Familienroman, in dem die Familienmitglieder plötzlich entlang der G20-Frontverläufe aufeinanderprallen. Seddig ist dem Blick treu geblieben, der sich auch durch ihre Kolumne „Fremd und befremdlich“ zieht: Sie nähert sich ihren Figuren auf eine Weise, „die grausam und gütig, komisch und wahrhaftig zugleich ist“, und lässt ihnen dabei ihre Würde. So beschreibt es die Jury, die Katrin Seddig für ihr Gesamtwerk den Hamburger Hubert-Fichte-Literaturpreis 2020 zuspricht. Er ist mit 7.500 Euro dotiert, die sie „gut gebrauchen kann“ – ebenso wie die Anerkennung für einen Text, der in polarisierenden Zeiten versucht, allen Seiten gerecht zu werden. Friederike Gräff
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