taz🐾sachen: Zeichnen als Befreiungsakt
Witzig sind sie oft, melancholisch oder entschieden politisch – die Einträge in Christian Spechts Corona-Tagebuch. Angefangen hat das gezeichnete Pandemie-Zeitzeugnis denn auch als persönlicher Befreiungsakt. „Mir hat geholfen, etwas zu tun zu haben“, erinnert sich der taz-Kolumnist und Aktivist für die Belange von Menschen mit Behinderung an die ersten Wochen, die er nicht wie gewöhnlich im quirligen taz-Haus verbringen konnte. „Es sind auch die Angebote für Menschen mit Behinderung weggebrochen. Betreuer*innen durften zum Teil nicht einmal Hausbesuche machen“, so Specht.
Mit den Zeichnungen will er aber auch „seinen Leuten“ Mut machen und die Bedürfnisse aufzeigen von Menschen, die oft übersehen werden. Dazu gehören Karstadt-Mitarbeitende, Sexarbeiter*innen, Theaterleute mit und ohne Behinderung. Specht legt mit seinem fast täglich (online) erscheinenden Zeichnungen den Fokus auf Themen, die zählen. Die Reihe von Bildern und Kommentaren zeigt auch, wie stark der Kreuzköllner in Kiez und Stadt verwurzelt und vernetzt ist.
Die Art und Weise wie Specht sich in seinem Tagebuch mitteilt, ließ wohl auch die Wissenschaftler*innen im Forschungsprojekt PiCarDi aufmerken. Wie die taz jetzt feststellte, führen die Professor*innen der Katholischen Hochschule NRW, der Humboldt-Universität und der Uni Leipzig Spechts Tagebuch in ihrer Handreichung „zur Situation von Menschen mit geistiger und schwerer Behinderung in der Corona-Pandemie“ auf.
Stefan Hunglinger
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen