taz🐾sachen: Geheimdienst ist sprachlos
Vergangenen Samstag schrieben wir in der taz am Wochenende über eine Gruppe Männer und Frauen, die sich ab 2015 mit Waffen, Kampfplänen und der Idee, sich in einem Dorf nördlich von Leipzig zu verschanzen, auf einen „Rassenkrieg“ vorbereiteten – so nannten sie es. Davon erfuhren wir aus internen Facebook-Chats, die uns zugespielt worden waren, wir verbrachten Wochen damit, ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Am Ende der Recherche blieb die Frage: Wieso waren weder der zuständige Verfassungsschutz in Sachsen noch der in Sachsen-Anhalt oder polizeiliche Ermittler zuvor auf die Gruppe gestoßen? Und: Wie viel können Medien daran ändern?
Erste Reaktionen folgten umgehend. Der Chef des Verfassungsschutzes Thüringen, Stephan Kramer, twitterte: „Ohne Worte! Langsam fällt mir auch nichts mehr ein …“
Mehrere Männer der Gruppe sind Reservisten der Bundeswehr, einer war in einem Corona-Krisenstab eingesetzt. Ein Bundeswehrsprecher schreibt auf Twitter: „Erschreckende Lektüre.“
Das Verteidigungsministerium meldete sich gegenüber dpa zu Wort: „Wir nehmen den Vorgang sehr ernst und arbeiten mit Nachdruck an der vollständigen Aufklärung des Sachverhaltes.“ Die Linksfraktion im sächsischen Landtag kündigt Fragen an. Die SPD in Sachsen-Anhalt will das Thema im Landtag erörtern.
Unterdessen löschen mehrere Personen aus den Chatgruppen ihre Profile in den sozialen Medien, Webseiten verschwinden. Dabei hat die Aufklärung längst begonnen.
Christina Schmidt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen