taz🐾sachen: Aktivismus für das Licht
Regelmäßig ist ein elektrisches Summen in dem berühmten neuen Haus dieser Tageszeitung zu hören, ebenso regelmäßig gefolgt von einem genervten Grummeln. Das erste Geräusch kommt von den Rollos vor der Glasfassade. Die fahren herunter, sobald die Sonne sie sanft berührt. Das andere Geräusch machen die hinter den Fenstern sitzenden Menschen, die diese warme Berührung gern auf ihrer Haut spüren, die Helligkeit gern genießen würden.
Zwar lassen sich die Rollos mit einem kleinen Schalter wieder hochfahren. Trotzdem ist der Unmut über den Vorgang groß, bedeutet das Summen und Hebeln immerhin eine Unterbrechung der Konzentration. Ein Dilemma, dem sich nun ein Kollege angenommen hat.
Via E-Mail startete er eine Umfrage: Man möge ihm doch bitte in der nächsten halben Stunde kurz die Fensterfronthimmelsrichtung sowie das Codewort „Schatten“ oder „Sonne“ zuschicken. Wenn mehr pro Sonne stimmen, so versprach er, würde er die Rollautomatik abschalten.
Trotz des regelmäßigen Brummens stimmten nur vier Leute ab, dafür aber einstimmig für das Licht. Das ist nicht nur wunderbar poetisch, der Abstimmung folgte auch die versprochene Tat: Neun Minuten später verkündete der Lichtaktivist per E-Mail: „Die Automatik hab ich jetzt mal deaktiviert.“
Hurra, welch Freude! Endlich kein tristes Grau mehr, endlich wieder Sonnenschein! Zumindest theoretisch. Praktisch ist immer noch Winter. Und so heißt es nun in dem berühmten Neubau: Warten auf den nächsten Sonnenschein. Maike Brülls
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