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taz🐾lage

Auf einmal war da ein Nest aus Kabelbindern, Dämmwolle und roten Bindfäden, aber: „Welche Vogelart sich da in einer Ecke auf dem Außenbalkon des taz-Gebäudes im dritten Stock häuslich eingerichtet hat, ließ sich am Sonntag nicht ergründen“, schrieb Kollegin Klöpper an dieser Stelle vor einiger Zeit und versprach weitere Recherchen.

Nunmehr wissen wir: Eine Krähe soll es wohl gewesen sein. Das kann aber kei­ne*n Jour­na­lis­t*in zufriedenstellen. Zum Glück genügt zur Artbestimmung ohne Anschauungsexemplar aber vergleichsweise geringfügiges Fachwissen.

Durch Deutschland verläuft nämlich eine europaweit relevante Grenze, die kein Mensch gezogen und kein solcher jemals verrücken können wird. Sie trennt zwei Arten von Krähen, die sich genetisch nur wenig, optisch dafür doch recht deutlich voneinander unterscheiden: Die Rabenkrähe (Corvus corone) ist vollständig schwarz, bei der Nebelkrähe (Corvus cornix) sind weite Teile des Gefieders abseits vom Kopf anthrazitfarben. Östlich der Elbe bis zum Nahen Osten sieht man nur Nebelkrähen, in Westdeutschland, bis nach Spanien dominiert die Rabenkrähe. Zwar begegnen sich die beiden Arten in Mitteldeutschland, sie ziehen es aber vor, sich eher mit gleich aussehenden Artgenossen zu paaren. Daher ist der „Krähenäquator“ bis heute ein ziemlich sicherer ornithologischer Marker. Nun ist das Nest zwar verlassen und niemand weiß, was den Vogel bewogen hat, die Einrichtung eines neuen Zuhauses am taz-Bau urplötzlich wieder abzubrechen. Aber so viel darf als sicher gelten: Es muss eine Nebelkrähe gewesen sein. Konstantin Nowotny

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