taz🐾lage:
30 Jahre taz im Netz
Erinnert sich hier noch jemand an das Jahr 1995? Medientechnisch gesehen war das kurz nach Kartoffeldruck und Bleisatz.
In der Redaktion der taz standen zwar immerhin schon Computer. Die dienten aber nicht zur Recherche, sondern waren kaum mehr als etwas bessere elektrische Schreibmaschinen. Die Redakteur:innen konnten, nachdem sie an ihrem einzig mit einem Telefon ausgestatteten Schreibtisch eine Story zu Ende recherchiert und im Wortsinne im Block hatten, in eine der Computerecken gehen und dort den Text an einem Bildschirm mit grün blinkenden Buchstaben auf schwarzem Hintergrund eintippen. Zugang zum Internet bekam die Redaktion erst drei Jahre später – an einem Gerät pro Abteilung. Das damals zeitgemäße Passwort blieb bis heute im Kopf: Chef98.
So viel Vorrede muss sein, um das Ausmaß der Technikrevolution zu begreifen, die parallel dazu ebenfalls 1995 passierte. Wahrscheinlich vor exakt 30 Jahren, am 20. März 1995, wurde erstmals die komplette taz ins Netz gestellt. Also in dieses Internet, von dem außer den Nerds in der EDV, die der Zeit Lichtjahre voraus waren, noch nie jemand was gehört hatte. Alle taz-Artikel waren „schneller in Neuseeland lesbar als die Papiertaz im Handverkauf in den Kreuzberger Kneipen“, hieß es über die digiTaz.
Die war nicht nur die erste deutsche Zeitung im Netz. Selbst die Grundlage zur Finanzierung des schrankenlosen Onlinejournalismus war schon gelegt. „Wenn die Internet-Leute einen Mehrwert in der gelieferten taz erkennen, dann sind sie freiwillig bereit, einen Obolus zu bezahlen“, sagte einer der Initiatoren und erfand so ganz nebenbei auch noch taz-zahl-ich. Da kann man selbst heute nur staunen. Gereon Asmuth
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