taz🐾lage: Die Messe ist voll gelesen
Die drei auf der Buchmesse am meisten diskutierten Sätze lauteten: „Verdammte Wichser!“ (Clemens Meyer), „War es letztes Jahr voller?“ und „Hast du ein Ticket für die Signierstunde?“
Zu Wichsern und den Signierstunden ist genug erzählt. Doch die Debatte, ob die Messe voll, nicht so voll, voller oder leerer als letztes Jahr, oder wahlweise im Jahr 2017, war – die ist noch unterbelichtet. Ob vor dem taz-Stand, vor Lesebühnen und Klotüren, ob Aussteller*innen, Fachpublikum oder Besucher*innen, jeder hatte dazu was zu sagen. Auf die Behauptung, es sei leerer, folgten Gegenargumente wie: „Die Gänge sind ja auch breiter.“ Auf die Behauptung, es sei voller, folgten Gegenargumente wie: „Aber nur bei den young adults.“
Vor der Halle 3.1., in der die taz und andere Klein- und Indieverlage ihre Stände haben, stehen oft wildfremde Menschen beieinander, denn hier wird geraucht. Jede Frage nach einem Feuerzeug oder einer Zigarette wird mit einem kleinen Smalltalk begleitet. Die Zeiten, in denen diese Miniaturgespräche den Satz beinhalteten: „Ist ja wieder irre voll. Ich kam kaum durch die Gänge“, sind lange vorbei. Jedenfalls in den Hallen, in denen ganz normale Verlage ganz normale Bücher verkaufen – dort war meine Lieblingsentdeckung dieses Jahr übrigens ein Verlag, der Sprachkurse verkauft. Er heißt: Assimil.
Auch die Buchmesse assimiliert sich an den Zeitgeist: Standen früher auf dem Hof nur Pommes-Stände, muss man jetzt aufpassen, in welcher Schlange man steht. Am vollsten ist es nämlich nicht mehr dort, wo es Pommes gibt, sondern dort, wo young adults Bücher signieren.
Doris Akrap
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