taz🐾lage: Kluges von der KI
Die Zoom-Konferenz am vergangenen Montag, in der alle produzierenden und wichtigen Redakteur*innen den Titel für die Dienstagsausgabe besprachen, dauerte 25 Minuten – so steht es im Protokoll. In der allgemeinen Freude über die Abwehr der extremen Rechten bei den französischen Parlamentswahlen hatten die beteiligen Redakteur*innen aber etwas übersehen. Hinterhältig und selbstverständlich für keine*n der technikversierten Redakteur*innen bemerkbar, hatte der Videokonferenz-Anbieter eine neue Funktion eingeführt: Mehrere Tage hatte ein „AI-Companion“ getaufter Wortfleischwolf taz-Konferenzen aufgezeichnet und kreativ zusammengestaucht. Die Hinterlassenschaften sind Protokolle eines kollektiven Übersehens.
Niemand hatte die Funktion bemerkt, auch nicht „taz, Ulrike, Luise, Tanja und Gunnar“, die lieber „ein metaphorisches Thema diskutierten“. Auch nicht „taz, Anja und Isabel“, die „in ihren vorherigen Versuchen den Kontrast zwischen beruhigender Persistenzsprache und dem warmen Zustand“ besprachen. Das unaufmerksame Team (der Autor dieser Zeilen, der keine Maschine ist, inklusive) „erwog auch, Bilder von Melone, Orban und Le Pen zu verwenden, um einen größeren Umfang darzustellen“.
Die Datenschutzabteilung wurde nicht informiert, die Protokolle aber gelöscht. Was vom kurzzeitigen Begleiter bleibt: „Wichtige Punkte waren die Notwendigkeit von Meinungen und Anleitung, ein Hinweis auf aktuelle Vereinbarungen, die möglicherweise bilateral getroffen werden müssen, sowie Kommentare zu einem Telefongespräch und möglichen Plänen.“ Da hatten wir offensichtlich etwas sehr Kluges gesagt. Raoul Spada
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