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szene

Von Christian Rothenhagen

Der Herbst ist weg. Wo isser hin? Ich sitze im Studio, arbeite – es ist fußkalt, also so richtig. Okay, gut, die Heizung geht auch nur so semi und ja, es ist Dezember. Da darf es schon mal frieren. Es? Ich, du, er, sie, es? Heute Nacht sollen es bis minus zehn Grad werden. Und gefühlt war vor ein paar Wochen doch noch Sommer. Berlin zeigt wieder die komplette Farbpalette an Grautönen. Die Sonne, wenn sie denn scheint, ist jetzt eine richtige Angeberin. Der Schattenwurf messerscharf und schön.

Wintersonne ist klarer, heller und manchmal sogar wirklich warm. Zumindest wird’s gleich merklich kälter, wenn sie nach ihrem kurzen Ausflug hinter den grauen Neubauten gegenüber wieder verschwindet. Am frühen Nachmittag. Die bunte Stadt ist eher nuanciert aktuell. Die Menschen haben es eiliger als sonst, die Tage fühlen sich länger an, ruhiger. Zu Hause ist es dann irgendwie heimelig, wenn man ein Dach überm Kopf und eine funktionierende Heizung hat.

Jeder Weg draußen ist wohlüberlegt – das Leben findet jetzt drinnen statt, zumeist. Wie in jedem Jahr nehme ich mir vor, die Dunkelheit zu nutzen – um mehr zu arbeiten, noch mehr. Die Dinge, für die ich im Sommer aus Sorge, etwas zu verpassen, oft zu wenig Geduld habe, zu machen. Zeichnungen detaillierter. Sachen sortieren. Mehr Konzerte, Lesungen, Kultur sowieso. Klappt manchmal.

Winterzeit ist produktiv – und dann kommt auch schon Weihnachten, Jahreswechsel und auf einmal ist alles in Zeitlupe. Man selbst, die Welt da draußen und auch der Antrieb. Irgendwie kein Wunder, dass sich Menschen Vorsätze fürs neue Jahr machen, sonst kommt man ja auch nie raus aus der Lethargie. Ich fand das immer albern, aber irgendwie macht es Sinn. Ich nehme mir vor, im nächsten Jahr den Herbst nicht einfach so abhauen zu lassen. So weit kommt’s noch.

Christian Rothenhagen

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