piwik no script img

surfbrettWeb-Oscar für MP3-Piraten

Letzten Freitag war es wieder so weit. Glanzvoll wurden in San Francisco die „Webbys 2000“ vergeben, die einzigen ernst zu nehmenden Preise für Webdesign, die sich mächtig anstrengen, das zu werden, was die Oscars für das Kino sind. Die Gewinner sind unter www.webbyawards.com zu bewundern – deutsche Krauter wird man glücklicherweise in keiner der 27 Preiskategorien finden. Vielmehr zeigt sich an dieser Liste der Besten, wie weit Europa noch hinter der USA herhinkt. Kaum eine Adresse außerhalb der USA hat den Einzug in die Ruhmeshalle geschaft. Die Sparte Wissenschaft etwa ging an Frankreich für die Website über die Höhlen von Lascaux (www.culture.fr/culture/arcnat/lascaux/). Großbritannien errang den Webby für Mode (www.paulsmith.co.uk) und für Kunst: Der Gewinner ist der „Webstalker“ der Gruppe IOD – ein alter Bekannter für die Leser dieser Seite (www.backspace.org/iod/).

Die große Masse der anderen Sparten blieb fest in amerikanischer Hand. Schuld daran scheint kein nationales Vorurteil zu sein. In mehrfachen, über das ganze Web organisierten Nominierungsrundem wurde die Endauswahl zusammengestellt. Eine offene, prinzipiell weltweit verteilte Jury von Surfern konnte daraus ihre eigenen Publikumspreise vergeben. In vielen Fällen war sie sich mit der geladenen Jury der Fachleute aus allen Bereichen der Medien einig, unter anderem auch in der Sparte „Musik“. Beide Preise gingen an „napster“, den Webkatalog für öffentlich zugängliche MP3-Dateien auf privaten Rechnerm. Vor allem die Fachjury bewies mit dieser Wahl eine bemerkenswerte Unabhängigkeit und Kompetenz. Der Erfinder von „napster“ sitzt in San Francisco gerade vor Gericht. Angeklagt hat ihn die amerikanische Musikindustrie wegen angeblicher Verletztung von Urheberrechten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen