standbild: Devil is a woman
„Das Teufelsweib“
(Di., 20.15 Uhr, Sat.1)
Er (grau) und sie (dunkel) beim Picknick in den kanadischen Bergen. Prasselndes Lagerfeuer, unheilschwangerer Nebel, bedrohlich anschwellende Musik. Sie geht ihren dunklen Lippenstift nachziehen, ach nein, eine Jacke holen. Da – ein vermummter Mann tritt aus den Bäumen heraus, Schuss, der Grauhaarige fällt in ein Boot, das sich krängend entfernt.
Und schon sind wir, ein halbes Jahr später, bei Iris Berben, der lustigen Witwe Lea, auf der Überfahrt nach Gomera, wo sie sich mit ihrem Liebhaber treffen will, um auf die 5 Mille Erbe ihres Mannes (des Grauen) zu warten. Typisch Teufelsweib. Der Gatte ist noch nicht ganz kalt, gerade zehn Minuten Film verfilmt, da wird schon zu „Sunny“ gebommelgrätscht, was die Matratze trägt.
In den folgenden 80 Minuten wechseln sich bedeutungsschwere, oft eindrucksvoll komponierte Bilder von der Schönheit der Insel mit inhaltsleeren Bildern von der Schönheit der Berben ab. Die Story wurde um sie herum gebaut – Sohn Oliver war nicht nur Produzent, sondern auch Ko-Regisseur. Aber das allein müsste kein Nachteil sein. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Dreiergeschichte vom gehörnten, erschossenen, untoten Ehemann Paul (Michael Mendl), dem teuflischen Weibchen (Berben) und dem jüngeren, hörigen und sexhungrigen Liebhaber Maximilian (Thure Riefenstein) an den Offensichtlichkeiten der Menschheit scheitert: Wieso um alles in der Welt sollte Lea Paul, der als Ü-ber-ra-schung! im Liebesnest auftaucht, noch mal vertrauen? Warum denkt sie, der Mann, den sie hasst, weil er so ’ne fiese Möpp ist, würde ihr verzeihen und ihr durchtriebenes Spiel nicht durchschauen? Wo es sogar die ZuschauerInnen durchschauen, die Lea eben erst kennen gelernt haben? Wie viel Bösartigkeit steckt noch in all diesen Menschen? Und was bedeutet eigentlich der räudige Hund, der hin und wieder wie Cerberus durchs Bild winselt, aber bald vom – nach dem missglückten Attentat auch noch morphiumabhängigen – Gatten erschossen wird?
Da war der Wunsch wohl böser als der Gedanke. Denn, bei allem Respekt vor der Schauspielkunst der Beteiligten, das verworrene Drehbuch überzeugt nicht. Aber stattdessen eine dramatische Groteske zu drehen, hat sich Regisseur Koschnick leider auch nicht getraut. JZ
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