standbild: Schiefe Einblicke
Hitler und die Frauen – Die Frauen und Hitler (Mi., 19.30 und 20.15 Uhr, Bayern 3)
Das deutsche Fernsehen hat von Arte gelernt: Wann immer sich thematisch Anverwandtes im Programm zusammenfindet, kommt ein Themenabend dabei heraus. Zumindest für Thomas Hausners Doppel-Doku über einen bislang eher unterbelichteten Bereich des Hitler-Regimes passte das Label aber nur sehr bedingt, was allerdings an der merkwürdigen Schieflage der beiden Filme lag.
Im ersten ging es um Hitler und sein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht (und umgekehrt). Neues gab es wenig zu entdecken: Mitzi, Geli, Eva waren alle wieder da, die reichen mütterlichen Gönnerinnen des jungen A.H. ebenfalls. Im zweiten Teil warf Hausner dann die Frage auf, was die „normale Frau von der Straße“ denn am Diktator so anziehend fand, kam über die Antwort von der „Massenpsychose“ aber nicht hinaus.
Dafür war der Bayerische Rundfunk offenbar mächtig stolz, noch einmal die letzten lebenden Zeitzeugen aus Hitlers unmittelbarer Umgebung hervorzukramen: ein Wiedersehen mit Egon Hanfstaengl, dem Sohn von Hitlers Pressechef, Herbert Döhring, der Hitlers Domizil auf dem Obersalzberg verwaltete, und Hitlers letztem Diener, Wilhelm Schneider. Die alten Herren röhrten gut gelaunt joviale Anteilnahme am Liebesleben des Diktators. „Da ging dann das Gerücht, die hätten ein Verhältnis. Aber das glaub ich nicht – das war alles nur dienstlich“, klärt z. B. Döhring die Lage zwischen A.H. und der ja nun noch höchst lebendigen Leni Riefenstahl, die sich dem Film aber offenbar verweigert hat. Längere Passagen sind den Zeitzeugen wohl nicht mehr zuzumuten, dabei hätte eine Einvernahme im Sinne der oral history vermutlich mehr zu Tage gebracht als stark an Geschichtsklitterung grenzende Reminiszenzen.
Diese Qualität besaß nur der Film im Film: In Schwarzweiß und bedrückender Deutlichkeit („Habe mich für seine Gedanken und Ideen schon sehr stark begeistert“) sprach da Winnifried Wagner über ihr Verhältnis zu Hitler.
Die Interviewausschnitte mit der 1980 verstorbenen Komponistentochter stammen allerdings nicht von Hausner, sondern aus dem eindrucksvollen W.W.-Porträt von Hans-Jürgen Syberberg von 1975. STG
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