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standbildPorentiefer Pop

Generation Pop-Art – Der bunte Knall (Di., 21.40 Uhr, Arte)

Unter den knallbunten Stern der immer wieder gern (re-)produzierten Geschichte der „Pop-Art“ stellte Arte seinen Themenabend. Gleichzeitig flankierte er die Ausstellung „Les Années Pop“, die noch bis zum 18. Juni im Pariser Centre Georges Pompidou zu sehen sein wird. In diesem Rahmen bewegte sich die Dokumentation von Ronan Pollès, die sich für ihre 55 Minuten eine Menge vorgenommen hatte.

Von der Geburt des Begriffes „Pop-Art“ 1956 bis zu den späten 60er-Jahren sollte ungefähr alles Dagewesene gleichwertig berücksichtigt werden, quasi als Gesamtkunstwerk. Ein hehrer Anspruch. Auch die enge Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou, das mit seiner Ausstellung das Selbstverständnis der Grande Nation und ihrer Pop-Spielart des „Neuen Realismus“ in Konkurrenz zum großen Bruder aus den USA abfeiert, findet im Film ihren Niederschlag: Parallel geschnittene Sequenzen sollen die Ebenbürtigkeit beider Bewegungen demonstrieren.

Eine einschüchternde Fülle an „Helden“, Alltags- bzw. Kunstprodukten, O-Tönen, Archivmaterial und erst kürzlich aufgenommenen Interviews prasselt auf den Zuschauer ein. Die Form folgt konsequent dem Inhalt, auch der Beitrag selbst kommt extrem poppig, aber auch artig daher. Nachkolorierte, verfremdete Bilder und verhältnismäßig flotte Schnitte forcieren das Tempo – es will schließlich viel untergebracht werden. So sollte ein lebendiger Eindruck vom Zeitgeist jener Jahre vermittelt werden, der heute ohnehin in vielen Sparten des Alltags sein Revival findet.

Der üppige Beitrag wird aber zusätzlich überfrachtet durch einen eindringlichen Erzähler, der sich dramatisch und voll begeistertem Schwung auf Spurensuche begibt. Zudem ist die Dokumentation mit einem derart raumgreifenden Musik-Potpourri zugekleistert, dass wirklich keine Pore offen bleibt – sogar die O-Töne werden davon bisweilen überlagert. Fragen zumindest hat man nach der knappen Stunde beim besten Willen keine mehr.

Reizüberflutet ergibt man sich dem Konsum. Und bestellt schlimmstenfalls auch noch die vor dem Beitrag beworbene Videokaufkassette.

KIRSTEN KOHLHAW

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