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standbildKottan lässt den Mönch ermitteln

„Polizeiruf 110: Um Kopf und Kragen“ (So., 20.15 Uhr, ARD)

Es hat ja immer etwas moralisch Höherwertiges, wenn die TV-Polizei mal nicht auf Drogendealer, gedungene Mörder oder betrunkene Radfahrer, sondern ihresgleichen Jagd macht: Mary Mitterer-Sanchez (Karin Giegerich) ist Mensch aus Überzeugung und für ihren Job als Streifenbeamtin in der Münchner Polizeiinspektion (PI) 4 gnadenlos überqualifiziert. Beides macht sie bei den KollegInnen nicht beliebter, das offensive Mobbing übernimmt der stets sonnenbebrillte Dünnbartträger Andreas (herrlich schmierig: Heikko Deutschmann). Das eigentliche Problem ist aber nicht die gepiesakte Mary, die – wegen Andreas’ Intrigen fälschlich vom Dienst suspendiert – plötzlich Selbstmord begangen zu haben scheint. Sondern eine einträgliche Allianz zwischen der korrupten PI 4 und ebenso korrupten Drogenfahndern, die ein Gutteil des beschlagnahmten Kokains auf eigene Rechnung verkaufen. Dass Marys Gatte Juan zu diesen korrupten Beamten gehört, wäre für so manchen „Tatort“ schon zu viel des Guten an Konstruiertheit.

Doch wir sind beim „Polizeiruf“, und so ist dieser Umstand das erste Indiz, das Marys Suizid doch keiner war. Für Aufklärung sorgt schließlich das zwischen derber Überzeichnung und wohltuender Zurückhaltung pendelnde Drehbuch von Carolin Otto. Mühelos springt der Plot von Erzählebene zu Erzählebene und absorbiert auch die abseitigeren Regieeinfälle von „Kottan ermittelt“-Legende Peter Patzak. Allein die Musik dröhnt hier zu laut – der Titelsong ist abenfalls von Patzak.

Die Wahrheit in diesem mit surrealistischen Hell-Dunkel-Einstellungen spielenden Film kommt immer dann ans Licht, wenn der mit bewährt ätherischem Zynismus begabte Mordkommissionär Tauber („Im Interesse der gesamten Polizei verströmen wir etwas Licht ins Dunkel Ihrer Abteilung“) seine Kapuze lupft: Edgar Selge ist Mönch und Dämon zugleich.

Dass am Ende das Gute eher hilflos dasitzt und das Böse nicht völlig besiegt wird, hätt’s gar nicht mehr gebraucht. Genauso wenig wie den bräsig-biederen Titel, für den hoffentlich weder Otto noch Patzak etwas können.

STEFFEN GRIMBERG

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