piwik no script img

standbildKiffen im Kloster

„Die Novizin“ (Fr., Arte, 20.45 Uhr)

Nonnen im Fernsehen – das lässt an Pinguin gewordene Gutmenschen denken, die von Witta Pohl verkörpert werden. Tatsächlich kommt auch „Die Novizin“ nicht ohne die Bilder aus, die wir Unwissenden uns von den Klosterschwestern machen: die „gute“ Nonne, die strenge Äbtissin und die intriganten Schwestern. Dennoch schildert „Die Novizin“ weniger das Klosterleben der Frauen Gottes, als vielmehr den tragischen Konflikt einer Studentin, die ihre Berufung erahnt.

Mona ist das, was die Allegra-Leserin träumt zu sein: von einer Art zufälliger, natürlicher Schönheit gestreift. Die keine Neider weckt, Männern keine Angst macht und doch ein Selbstbewusstsein heranwachsen lässt, Ziele ohne Zweifel zu verfolgen. Nur der ironische Umgang mit ihrem eigenen Jurastudium lässt erahnen, was es für sie heißt, Tochter zu sein.

Als Mona (überzeugend: Kathrin Kühnel) nach einem Schadensfall einen Gutachter ins Kloster Engelbach begleitet, wird sie mit einer Welt konfrontiert, die sie magisch anzuziehen beginnt. In Schallgeschwindigkeit wird sie mit inneren Fragen konfrontiert, deren Existenz sie in ihrem geordneten, konfessionslosenLeben bis dahin kaum kannte.

Der Regisseur Anno Saul hat mit diesem Film einen Konflikt aufgegriffen, den viele Menschen erleben: Das bisherige Leben loslassen zu müssen, ohne die Zuversicht zu haben, dem Neuen gewachsen zu sein. Lediglich der christliche Glaube und das Nonnendasein als herausforderndes Element für die moderne Frau sind ungewöhnlich.

Und so ist es auch das größte Manko des Films, dass der Zuschauer nicht erfährt, was die junge Frau so sehr fasziniert, was ihre Leere ausfüllt – zumal man sie weder bei exzessiver Bibelstudie erlebt, noch das karge Nonnenleben wirklich dargestellt wird. Monas Aufenthalt dort bleibt ein Ausflug. In einer Art Ferienlager für Masochistinnen, die versuchen, sich das Leben mit Gras und Musik ein wenig schön zu machen, wenn gerade keiner guckt.

Die schönen Bilder sind störend. Anstrengend. Und doch zusammen mit der Schnitttechnik der beste Garant zu verhindern, dass die „Dornenvögel“-Zutaten auf die Witta-Pohl-Ebene abrutschen. SILKE BURMESTER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen