städtische kliniken: REINIGENDES GEWITTER
Für die städtischen Kliniken ist die Entscheidung von SPD-Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler das, was der gestrige Regen für die schwitzenden BerlinerInnen war: ein reinigendes Gewitter, das sich lange ankündigte und einen frischen Neuanfang möglich macht. Denn die Zusammenfassung der neun verbleibenden städtischen Krankenhäuser ist lange überfällig.
Auf die Patienten wird die Umstrukturierung aber erst mittelfristig Auswirkungen haben. Zunächst werden sie in den einzelnen Kliniken weiter so gut oder schlecht behandelt, wie das bereits jetzt der Fall ist. Bald aber wird sich die Umstrukturierung auf diese Behandlung auswirken. Durch den Zusammenschluss werden in den städtischen Kliniken Modernisierungen und Schwerpunktsetzungen möglich, zu denen jedes Haus allein nicht in der Lage – und manchmal wohl auch nicht willig war. Gleichzeitig werden die Kosten in den hoch verschuldeten Kliniken gesenkt, was die Krankenkassenbeiträge entspannen dürfte.
Auch die Tatsache, dass das Personal künftig für eine GmbH arbeitet und damit langfristig den Segen des öffentlichen Dienstes verliert, könnte sich auf die Patienten auswirken. Zum einen ist bekannt, dass die Schongebiete des öffentlichen Dienstes nicht der ideale Boden für Kundenorientierung sind. Doch hier steckt auch eine Gefahr. Denn wer als Patient in einem Krankenhaus liegt, in dem Löhne stark gesenkt und Arbeitsbelastungen extrem gesteigert werden, stößt wohl kaum auf motiviertes Personal.
Diese Veränderungen hätte man auch viel früher haben können. Bislang aber hat sich die Berliner Politik – hier in Gestalt des langjährigen Gesundheitsstaatssekretärs Detlef Orwat (CDU) – den notwendigen Reformen verweigert. So braute sich ein Gewitter zusammen, das auch nach dem Regen eine Wolke zurücklässt: ein Defizit von rund 227 Millionen Mark, das die Kliniken von 1997 bis 1999 erwirtschafteten.
SABINE AM ORDE
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