stadtplanung: Soll er lieber Bananen züchten
Jahrelang haben Bausenator Strieder und seine Verwaltung über der Planung für das lange Grundstück an der Alexanderstraße gebrütet. Ganz tief müssen sie sich über die Reißbretter gebeugt haben. Und aufgeguckt haben sie mit Sicherheit nicht. Sonst wäre etwas anderes für die so genannte Banane herausgekommen als die üblichen Verdächtigen der Berliner Stadtplanung: ein Einkaufszentrum, ein Entertainment-Center, ein Hochhaus und so weiter. Über den Geschmack lässt sich streiten. Über den Verlust an Realität aber nicht.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Wieder hat Strieder mit einer Planung geklotzt, deren Halbwertszeit schon am Alexanderplatz sichtbar geworden ist. Dort wartet die Stadt seit fast einem Jahrzehnt darauf, dass es losgeht. Es tut sich aber nichts, weil Investoren nicht nach Plan funktionieren, die Konjunktur lahmt, der Leerstand boomt und die Idee vom Hochhauspark mit NY-Touch nicht greift. Dem Scheitern dort stellt Strieder hier nun ein Gleiches als Konkurrenz entgegen: ein Großprojekt mit Megaflächen – die jahrelange Brache, das Spekulationsgrundstück, den Ruin mit inbegriffen.
Verloren hat an der Banane die Stadtplanung, die ein Besseres verdient hätte und sich jetzt selbst blockiert. Statt auf obsolete Konzepte wie in der Euphorie der Wendejahre zu setzen, wo Höhe, Größe und Dynamik herausposaunt wurden, wäre es an der Zeit, sich in Strieders Behörde Alternativen für derartige Flächenpotenziale auszudenken. Denn scheitert das Projekt, herrscht – wie schon am Alexanderplatz – Stillstand an der Alexanderstraße. Da hätte der Senator besser Bananen gezüchtet als die Banane verplant.
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