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sportplatzNur die Kiss-Cam erfreute die Fans

Die Eisbären stecken am Mittwoch eine 2:3-Heimniederlage gegen die Augsburg Panther ein

„Wir sind nicht auf dem gleichen emotionalen Level“

Eisbären-Trainer Uwe Krupp

Von David Joram

Uwe Krupp war angesäuert. Sarkastisch, teils bissig beantwortete der Trainer der Eisbären Berlin die Fragen der Pressevertreter zur 2:3-Heimniederlage seines Teams am Mittwochabend gegen den Zwölften der Deutschen Eishockey-Liga, die Augsburg Panther.

Grund für den Disput war eine Meinungsverschiedenheit: Krupp meinte, ein ordentliches Eishockeyspiel gesehen zu haben, die Zeitungsmenschen meinten Gegenteiliges. Hinter vorgehaltener Hand sagte einer sogar, die Eisbären, immerhin Tabellendritter, hätten „totes Eishockey“ gespielt. Die Stimmung in der Arena am Ostbahnhof entsprach eher der Einschätzung der Fachpresse. Sogar Pfiffe ernteten die Cracks nach der Schlusssirene.

In Feierlaune waren nur 50 der insgesamt 10.329 Zuschauer – die Gästefans aus Augsburg nämlich. Am Freitag in Schwenningen wollen es die Berliner nochmal besser machen, danach ruht der Ligabetrieb wegen den Olympischen Spielen in Pyeongchang. Die gute Nachricht nach dem Augsburg-Spiel: Eine Steigerung sollte drin sein.

Dass die Spieler ihrem Trainer Uwe Krupp in dessen 200. Spiel an der Eisbären-Bande einen Sieg schenken wollten, war jedenfalls nur schwer auszumachen. Eishockey ist ein Präzi­sionssport; in Höchstgeschwindigkeit muss der schwarze Puck übers weiße Eis geschoben werden, exakt von Schläger zu Schläger, am besten so lange, bis die ideale Position für den Torschuss gefunden ist.

Just an Tempo und Genauigkeit ließen es die Eisbären aber mangeln. Auch in den Phasen des Powerplays – mit einem Spieler mehr auf der Eisfläche – fehlte der Schwung, um Unordnung in die disziplinierte Panther-Formation zu bringen. Bezeichnenderweise resultierte die beste Chance im ersten Drittel aus einer Einzelaktion Kai Wissmanns; nach einem Solo aus der eigenen Hälfte heraus setzte er den Puck an die Latte. „Wir müssen vorne bessere Pässe spielen“, analysierte Eisbären-Verteidiger Jens Baxmann in der Pause.

Besser machten es aber vor allem die Gäste. Nachdem die Eisbären mit André Rankel eine perfekte Kontermöglichkeit nicht nutzen konnten, traf Thomas Holzmann blitzsauber ins Eisbären-Tor (30. Minute). Der ansonsten wieder mal sehr gute Petri Vehanen war machtlos. Augsburg blieb dran, während die Hausherren wenig zu einem unterhaltsamen Spiel beitrugen. Erst als die „Kiss-Cam“ zwischenzeitlich sich zugeneigte Menschen auf der Tribüne filmte, wurde es den Eisbären-Fans wieder etwas wärmer ums Herz. Und als Louis-Marc Aubry in Minute 35 doch zum 1:1 traf, mit einer Schussgeschwindigkeit von flotten 107 Stundenkilometern.

Teilweise sah es aber weiter so aus, als ob zwei zusammengewürfelte Mannschaften auf einem zugefrorenem Weiher mit Schlägern umherliefen. Fehlpässe und Hakeleien bestimmten die Szenerie; die Zielgenauigkeit fehlte auch im Torabschluss. „Der Bereich, wo Spiele entschieden werden, ist das Toreschießen“, bemerkte Krupp später.

Weil Jordan Samuels-Thomas (41.) und Jaroslav Hafenrichter (54.) noch für die Augsburger trafen, auf Eisbären-Seite aber lediglich Mark Olver (46.), verloren die Berliner am Ende. Krupp glaubte zu wissen, warum: „Wir sind nicht auf dem gleichen emotionalen Level.“ Augsburg muss noch um die Play-offs kämpfen, Berlin hat sie längst gebucht. Für die Eisbären läuft es nach einer verkorksten letzten Saison diesmal wesentlich besser. Nur die Frage, ob sie als Zweiter oder als Dritter in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft einziehen, ist noch offen. 2 Punkte beträgt der Rückstand auf Nürnberg, satte 16 Punkte aber der Vorsprung auf Köln. Die Neuzugänge funktionieren, verletzte Spieler kann Krupp meist adäquat ersetzen. Nach Olympia gilt es, die Form für die Play-offs zu finden – und sich von der Berliner Presse bloß keine Krise unterjubeln zu lassen. „Die Jungs haben gearbeitet und ordentlich gespielt“, sagte Krupp deshalb. Er kennt das Spielchen.

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