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specht der wochePlatz für den Rummel

Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe. Wenn er möchte, zeichnet er uns den „Specht der Woche“

Neulich war ich endlich das erste Mal wieder auf dem Rummel. Durch Corona konnten die Schausteller ja die ganzen Jahre nicht aufmachen, das war wirklich blöd. Ich habe den Rummel vermisst. Auf dem Rummel gab es eine große Achterbahn und dann noch eine für die Kleinen. Ich bin aber immer lieber ­Autoscooter oder Geisterbahn gefahren. Beides macht mir großen Spaß! Aber ein Karussell hat mir diesmal sehr gefehlt, vielleicht gab es in diesem Jahr keinen Platz dafür. In der Vergangenheit hieß das „Jaguar“ und war sehr schnell, ich habe mir das gern einfach nur angeschaut und den vielen Menschen beim Fahren zugeschaut.

Einer der Schausteller hat mir erzählt, dass der Rummel an der Hasenheide weg muss. Die wollen da alles neu machen, den Park klimagerecht umgestalten. Ich denke, das hat auch mit den Drogendealern dort zu tun, die wollen die dort alle einfach weg haben. Es gab sogar die Idee, den Park einzuzäunen und dann von allen Leuten Eintritt zu verlangen. Aber dann geht da doch keiner mehr rein! Viele Rummelplätze in Berlin wurden in den letzten Jahren plattgemacht, weil neue Häuser gebaut wurden. Die Schausteller haben bald gar keine Plätze mehr, wenn das alles so weiter geht. Was soll denn dann aus ihnen werden?

Der Schausteller hofft, dass der Rummel womöglich auf das Tempelhofer Feld umziehen kann. Aber da gibt es bestimmt auch wieder jemand, der was dagegen hat. Da muss jetzt mal eine Lösung gefunden werden, das Land Berlin muss endlich ein Konzept erarbeiten. So kann man mit den Schaustellern doch nicht umgehen, die brauchen doch auch eine Perspektive für ihr Leben!

Protokoll: Bo Wehrheim

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