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Archiv-Artikel

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In den ersten Tagen des neuen Jahres herrscht stets die popmusikalische Neujahrsflaute. Nur wenige Konzerte locken, doch die auch noch zu verpassen, wäre nicht gut. Vor allem einen Besuch im Fundbureau wollen wir Ihnen ans Herz legen. Denn dort ist am 10.1. die Rockformation Diskokugel aus Schlüchtern bei Darmstadt zu Gast. Sie nennen sich selbst eine „Diskorockband“, schon seit fast zehn Jahren geistern sie durch die Szene, und man kann bis heute herrlich darüber staunen, wie sich ihr netter, von der Neuen Deutschen Welle beeinflusster Retro-Pop – Kenner werden als Einfluss etwa die wunderbaren Merricks erkennen – binnen Sekunden zu grollendem Wave-Rock steigern kann. Trotz Schüttel- und Mitwippzwang sollte man aber unbedingt auf die Texte achten: Die „Rockformation Diskokugel“ deutet in ihnen nämlich, warum die Welt noch unglücklicher ist, als Morrissey und Anne Clark es besingen können. Doch das klingt trister, als es sich anhört: Die Synthesizer sprühen Funken, dazu poltert das Schlagzeug gnadenlos nach vorn. Nachdem Magnus Schmerfeld, Mathias Hill, Stefan Noll und Matthias Müller im vergangenen Jahr die CD „Mit 70 durch die Ortschaft“ veröffentlicht haben, legt der Vierer jetzt nach. Bei Ata Tak, dem legendären Düsseldorfer Avantgarde-NDW-Label, ist ihr neues Opus erschienen – und Peter Hein, Fan der Band und Sänger der „Fehlfarben“ fragt sich und uns: „Wie lange kann das noch gut gehen? Die machen doch eigentlich alles falsch. Die entsprechen doch überhaupt nicht den Brüsseler Normen.“ Freunde gänzlich un-normierter Musik könnte dieser Abend allerdings brennend interessieren.

Das Molotow bietet in dieser Woche nur ein Konzert, dafür aber den Soulteufel himself, den großen Mr. Supernatural, den indischen Sohn von James Brown und George Clinton - die Sound-Furie, den Teufelskerl. Natürlich sprechen wir von King Khan, der mit seinem Jugendfreund BBQ das Album „The King Khan & BBQ Show“ aufgenommen hat, das erste gemeinsame musikalische Dokument der beiden Kanadier nach ihren Garagen-Punktagen bei den legendären „Spaceshits“. Hammeralbum! Ein herzzerreißendes Meisterwerk voller dreckiger, wunderschöner R&B-Momente. Freunde von Wild Billy Childish, Jonathan Richman oder Wreckless Eric lieben King Khan. Auch Sie gieren nach Rock’n’Roll-Gitarren im Schmuddelsound? Sie haben ein fettes Herz für Sixties-Soul? Sie mögen echte Platten lieber als CDs? Sie finden, ein Rockkonzert sollte so sein wie gepfefferter Sex – Sie haben aber auch nichts gegen innige Liebesschwüre? Sie haben alle Crypt Records-Platten im Schrank? Sie meinen, zwischen die Tasten der Orgel gehört Schmutz genauso wie die Weltrevolution? Na dann willkommen im Molotow.

Und auch das Fundbureau betört in dieser ersten Woche des neuen Jahres mit fiebriger Tanzmusik: Am Samstag sind die Mocambo Allstars zu Gast, mit über zehn Jahren Bandgeschichte womöglich tatsächlich „Hamburgs dienstälteste Rare-Groove-Band“, wie die Veranstalter wissen. Zu hören gibt es Brandheißes aus dem neuen Album „The Chameleon Funk Sessions“. Drei Konzerte. Dass muss im noch ganz frischen neuen Jahr ausreichen.

MAREK STORCH

Rockformation Diskokugel: Mi, 10. 1., 21.45 Uhr, Fundbureau The King Khan + BBQ: Do, 4. 1., 20 Uhr, Molotow Mocambo Allstars: Sa, 6. 1., 22 Uhr, Fundbureau