piwik no script img

so wird der monat, der wird (nr. 06/2000)

Freiburg, 7. Juni: Zu einem triumphalen 2:0-Sieg kommt die deutsche Nationalmannschaft beim letzten Testspiel vor der EM gegen Liechtenstein. „Ja gut, ich sag mal, deutsche Tugenden“, sagmalt Neutrainer Horst Hrubesch, als er die Gründe für den überraschend deutlichen Erfolg nennt. Erich Ribbeck weist es weit von sich, dass „der erwartet schwere Gegner“ absichtlich in der Schlussphase eingebrochen sei, weil es „noch gewisse Kompensationsgeschäfte“ geben soll. Ein gewisser Karlheinz Schreiber verlässt grinsend das Dreisam-Stadion.

Paris, 11. Juni: Das Männerfinale der French Open muss ausfallen, weil nur der Chilene Marcelo Rios rechtzeitig auf dem Court Central erscheint. Gegner Magnus Norman fehlt. Später stellt sich heraus, dass Sicherheitskräfte den schwedischen Tennisspieler nicht auf die Anlage gelassen hatten, weil ihnen das Foto auf seiner Akkreditierung nicht ähnlich genug schien. Als Norman auch noch erklärte, er sei der Weltranglistenerste, wurde er schnurstracks in die Abteilung für angebliche Agassis der Psychiatrie in Chaillot verfrachtet.

Siegen, 20. Juni: Nach dem Aus bei der EM hat die Anmeldung der deutschen Nationalelf beim Volkshochschulkurs „Bälle treten für Anfänger“ in Siegen ein gemischtes Echo ausgelöst. Während Anwohner über die zerbrochenen Fensterscheiben beim Ballstopptraining klagen, ist der neu verpflichtete Kursleiter Diego M. aus Kuba angetan: „Einer kann sogar schon geradeaus schießen.“

Madrid, 21. Juni: Nach einem Blitzbesuch bei Skistar Juan Mühlegg hat 10.000-Meter-Zahnputzer Diego Baumann die spanische Staatsbürgerschaft angenommen. „Ich fahre nach Sydney. Olé“, jubelt der Ex-Schwabe, doch er hat sich zu früh gefreut. Beim Qualifikationsrennen scheitert er an seinen Landsleuten Miguel Kiptanui, Guillermo Barmassai und Jorge Gebrselasie.

Lausanne, 28. Juni: Das IOC stellt auf einer Pressekonferenz das neue Nachweisverfahren für das Dopingmittel Epo vor, das australische Wissenschaftler für Olympia in Sydney entwickelt haben. Es handelt sich um ein großes, mit Wasser gefülltes Bassin. „Es ist ganz einfach“, erklärt Prof. Wandsworth von der Uni Perth, „die Probanden werden gefesselt hineingeworfen. Wer untergeht und ersäuft, ist sauber, wer oben schwimmt, wird gesperrt.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen