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Archiv-Artikel

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The Bang Bang Club Kanada/Südafrika 2010, R: Steven Silver, D: Ryna Philippe, Taylor Kitsch

Eine Gruppe von vier jungen Fotografen reiste in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts nach Südafrika, um dort die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Parteigängern der ANC und der IFP in den letzten Tagen der Apartheid zu dokumentieren. Dabei geraten sie auch selber unter Beschuss. Der Film ist mit einer dokumentarischen Rauheit gefilmt, die der Arbeit der Fotografen alle Ehre macht, erzählerisch folgt er dagegen den alten Genre-Konventionen, die in den 80er Jahren durch Filme wie „Under Fire“ und „Salvador“ etabliert wurden.■ Die Frau, die singt Kanada/Frankreich 2009, R: Denis Villeneuve, D: Lubna Azabal, Mélissa Désormeaux-Poulin Greenfield, D: Kate Hudson, Ginnifer Goodwin

„Zu einer Zeit, da sich in Arabien die Völker gegen ihre Despoten erheben, kommt ein Film ins Kino, in dessen Zentrum ein früherer Konflikt im Nahen Osten steht. „Incendies“ (so der Originaltitel) des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve thematisiert den libanesischen Bürgerkrieg – allerdings in stark abstrahierter Form: Der Schauplatz des Geschehens bleibt ungenannt, die Ortsnamen sind fiktiv. Der 1968 in Libanon geborene und 1977 mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg nach Frankreich und schließlich Kanada geflohene Dramatiker Wajdi Mouawad hat sein mit dem Molière-Preis ausgezeichnetes Theaterstück, das dem Film zugrunde liegt, als eine klassische Tragödie angelegt, die weit über ihren konkreten Bezugspunkt hinausweist. „Die Frau, die singt“ ist eine Parabel über Glauben, Liebe und Vergebung, die vor dem Hintergrund der derzeitigen Volksbewegungen im arabischen Raum eine Vielzahl von Referenzpunkten bietet und dabei ungeahnte Sprengkraft entwickelt“, lobt Susanne Ostwald in der NZZ. ■ Werner – Eiskalt Deutschland 2011, R: Gernot Roll, D: Rötger Feldmann, Ivonne Schönherr Für ihren subtilen Witz und die raffinierte Dramaturgie sind die Werner-Comics und -Filme ja noch nie gerühmt worden, aber waren sie wirklich so flach, infantil und uninspiriert wie dieser Versuch eines Comebacks? Natürlich ist Döspaddeligkeit auf allen Ebenen ein Stilmittel, aber der Autor und Hauptdarsteller Rötger Feldmann versucht hier mit so wenig Arbeitseinsatz über die Runden zu kommen, dass es nicht mehr komisch ist. Erzählt – oder besser wirr in den Film geworfen – werden ein paar Geschichtspartikel, in denen es entweder um die lebenslange Rivalität zwischen Brösel auf seinem Motorrad und Holgi in seinem Porsche geht, oder Brösel als Scheintoter erleben darf, wie seine Comics nach seinem vermeintlichen Ableben zu Bestsellern werden. Teils animiert, teils grottenschlecht als Realfilm inszeniert, könnte dieser Films als eine der schlechtesten deutschen Produktionen aller Zeiten durchaus Kult-Potential erreichen, wenn man glauben könnte, Brösel und Regisseur Gernot Roll hätten sich zumindest bemüht. Aber stattdessen scheinen sie zu glauben, die Werner-Fans (die es ja wohl noch irgendwo geben wird) würden sich mit allem zufriedenstellen lassen, solange es nur um Bölkstoff und Motorräder geht. Diese zynische Verachtung ihres Publikums macht „Werner – Eiskalt“ zu einem Ärgernis.