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schwimmen in der elbeStandort statt Badeort

Jahrzehntelang wurde die Elbe ökologisch misshandelt. Nicht nur in Hamburg, aber auch hier, wurde sie zum dreckigsten Abwasserkanal des Kontinents gemacht. Zwischen der Quelle und der Hansestadt haben die Umweltverbrechen zwar deutlich abgenommen. Zwischen Hamburg und der Nordsee hingegen keineswegs.

Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT

Und Verbesserungen sind kaum in Sicht, ein Umdenken ist schon gar nicht zu erkennen. Ökonomische Gründe stehen in dieser Stadt allemal über ökologischen. Weil es um den Hafen geht. Da gerät automatisch in Verdacht, Verräter an den vermeintlich vitalen Interessen dieser Stadt zu sein, wer auch nur die leisesten Zweifel zu äußern wagt: an weiteren Ausbaggerungen, an immer höheren Deichen, an Sinn und Ernsthaftigkeit von Ausgleichsmaßnahmen.

Als Nebenwirkung der Neuordnung Europas ist der Fluss sauberer geworden, aber rein ist er noch lange nicht. Und er ist gefährlicher geworden, denn er wurde und wird immer schneller gemacht. Noch vor 50 Jahren war Baden in der Elbe ein Volksvergnügen in dieser Stadt; jetzt dazu aufzurufen, ist hingegen Volksverdummung. Verantwortbar wäre es erst, wenn der Standort zum Badeort mutierte.

Der Fluss, der so gern als Lebensader Hamburgs verklärt wird, ist faktisch zuallererst ein Verkehrsweg. Und das wird er auch bleiben. An der Autobahn sucht ja auch niemand nach unverfälschten Naturerlebnissen.

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