schnittplatz : Die Angst vorm Loslassen
Zweistellig, dass muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, zweistellig ist die News Corp.-Aktie nach Bekanntwerden der Krebserkrankung von Firmensenior Rupert Murdoch gestern am Stammsitz des weltweiten Medienimperiums in Australien abgeschmiert. Für die Statistik: der Kurs fiel um genau 14 Prozent.
Dabei sind die Heilungschancen angeblich bestens, und der Patient denke nicht im Geringsten daran, sein enormes Arbeitspensum einzudampfen, beeilten sich die Unternehmenssprecher zu versichern.
Doch die deutliche Reaktion der Anleger weist auf einen Umstand hin, der die News Corp. einzigartig macht unter den großen Medienkonzernen der Welt: Sie ist nach wie vor ein besserer Einmannbetrieb. News Corp. ist Murdoch. Bis vor kurzem jettete der 69-Jährige ständig um den Globus. Nach seiner Heirat mit News Corps. Asienchefin Wendi Deng ist er zwar etwas sesshafter geworden, dafür gibt es jetzt noch stärker als zuvor management by telephone.
Auch ein deutscher Medienunternehmer wird zwischendurch immer wieder totgesagt oder doch zumindest in die schwer kranke Ecke geschoben: Leo Kirch. Auch er galt bis vor drei Jahren als unverbesserlicher Einzelkämpfer, nicht ganz so extrem wie Murdoch, aber drauf und dran, sein Unternehmen durch teure Alleingänge in Sachen Pay-TV in die Pleite zu reiten. Der heute 73-Jährige hat damals die Botschaft verstanden: Die Kirch-Gruppe hat sich von einem kafkaesken Medien-Konglomerat zu einer mittlerweile leidlich übersichtlichen Angelegenheit zusammengerauft. Um Kirchs viel zitierten „Kronprinzen“ Dieter Hahn ist ein Pool von Managern entstanden, die tatsächlich etwas zu sagen haben.
Murdoch dagegen überrascht zwischendurch höchstens mit der ungewöhnlich öffentlichen Demontage seines ältesten Sprösslings Lachlan, der lange als nächster Firmenchef galt.
Offenbar ist Murdoch senior für eine zukunftsfähige Nachfolgeregelung noch nicht krank genug. stg
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