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schnittplatzBündnis gegen Deppengeschwätz

Das staatlich organisierte „Bündnis gegen Rechts“ gilt als redliches Unterfangen. Um es mit Leben zu füllen, braucht’s Fleisch gewordene Identifikationsangebote, am besten aus der Unterhaltungsbranche. Die Wildecker Herzbuben und Marius Müller-Westernhagen hat Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye dafür schon erwärmen können, eine Absage erteilte ihm nun ausgerechnet Zlatko. Ohne Angabe von Gründen.

Dabei wäre der 24-jährige „Big Brother“-Absolvent doch ein ideales Aushängeschild für die Initiative. Nicht nur, weil er als gebürtiger Mazedonier selbst zur Zielscheibe rechter Gewalt werden könnte. Auch nicht, weil sein Nachname so wohlig fremdartig, konsonantenselig klingt.

Nein, weil das Gemeinwesen seine vornehmste psychopolitische Funktion eingebüßt hat, nämlich die Bergung des Menschen in immunisierenden, ideellen Containerverhältnissen – Verhältnisse, wie sie im Container von Köln-Hürth herrschten, und sei es auch nur als televisionär karikierter Reflex. In diesem medialen Spiel gab es ein sinnfreies Innen zu besichtigen, wohl versorgt und abgeschirmt vom bedrohlich übermächtigen Außen. Und wer könnte überzeugender „in den Medien“ gegen Fremdenphobie auftreten als der Botschafter dieser klinisch heilen Welt, als Zlatko?

Und so bedauert Heye gegenüber der Bild am Sonntag: „Das ist schade, denn wir wollen auch in der Unterhaltungs- und Entertainerbranche etwas in Bewegung setzen. Dazu sind junge Leute wichtig, die eher als unpolitisch gelten, aber gleichzeitig einen hohen Identifikationswert haben.“

Nun „gilt“ Zlatko nicht nur als unpolitisch – er ist es auch. Was eben bedeutet, dass er sich als seines Glückes Schmied vor jeden Karren spannen lässt, solange er profitabel ist. Das sind nun mal die Regeln hier draußen. Alles andere ist wohlfeiler Diskurs, in Zlatkos Worten „Deppengeschwätz“.

Hier allerdings konnte Heye, neben abgehalfterten Schlagerstars, echte Experten gewinnen: das Ensemble von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. ARNO FRANK

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