schnittplatz: Lifestyle goes Ökosteuer
„Rettet die Ökosteuer!“, ruft uns Max-Chefredakteur Jan-Eric Peters in seinem aktuellen Editorial entgegen. Genauso unerwartet wie die Ökosteuer ständig neue Feinde findet, so unerwartet taucht ein neuer Freund auf: Max, eher bekannt für erotische Bildstrecken, ruft seine Leser auf, Postkarten mit dem Aufdruck „Ja, die Ökosteuer muss bleiben!“, an Bundestagsabgeordnete zu senden – per Internet, versteht sich.
Zu was die grüne Steuer nicht alles gut ist. Spediteure und Bauern versuchen mit ihr zu beweisen, dass sie neue Subventionen brauchen; die CDU, dass sie politisch noch gebraucht wird. Und Max – Entschuldigung: www.Max.de –, dass sie als Illustrierte künftig gebraucht wird. Denn eine zünftige Illustrierte will das Magazin werden. Am liebsten so wie der Stern. Der Kaufpreis ist schon auf einen Kampfpreis gesunken, das einst üppige Format geschrumpft. Anfang 2001 soll die bisher monatlich erscheinende „Lifestyle-Zeitschrift“ Max zum vierzehntägigen „modernen Magazin“ mutieren.
Ist Max also nun auf der Suche nach der Erotik in der Politik? Genau diesen Eindruck will Peters krampfhaft vermeiden. Und flüchtet nach vorn: in den aufrechten Kampf um die Ökosteuer. So stellt sich der gealterte Zeitgeist offenbar die hohe Politik vor. Ein klarer Fall von Überkompensation. Peters bläst zu einer Kampagne, wie sie sonst nur verzweifelten Christdemokraten einfiele – oder der FDP. Selbst das Postkarten-Layout erinnert an die Plakate der Freidemokraten. Wie man mit dem Foto eines Zapfhahns aber für die Ökosteuer werben kann, bleibt Peters’ Geheimnis. Und wie man so naiv sein kann ebenfalls. Zehn gute Gründe sollt ihr sein, hat Peters entschieden. Leider gibt es nur sieben – und so werden drei recht blumig: Da „schützt“ die Ökosteuer sogar „Leben“, „hilft der Gesundheit“ und „unterstützt die Steuerreform“. Den Gipfel stellt eine völlig unrepräsentative Umfrage dar – natürlich per Internet –, nach der drei Viertel der befragten User für die Ökosteuer seien. Nicht einmal Grüne haben ein so ungebrochenes Verhältnis zu ihrer Steuer. Allenfalls das Informationsamt der Bundesregierung würde sich trauen, so zu werben. Man könnte glatt vergessen, dass die Ökosteuer auch Schwächen hat. Wenn die von Max nicht so ins Auge fielen. MATTHIAS URBACH
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