schnittplatz: Machtkampf?
Wahlkampf wird durch Bild erst schön: Tief im Westen, in Essen, hat Springers Aufklärungsblatt einen „dramatischen Linksruck“ ausgemacht. Ausgerechnet bei der WAZ-Gruppe, deren Geschäftsführer Erich Schumann seinerzeit eine hübsche Abo-Kündigungswelle herbeiführte, als er einem gewissen Helmut Kohl eine satte Barspende zukommen ließ.
Doch jetzt sitzt auch Exkanzleramtschef Bodo Hombach (SPD) als Geschäftsführer in der Essener WAZ-Zentrale. Und bei Deutschlands größtem Abo-Zeitungsverbund (WAZ, Westfälische Rundschau, Westfalenpost, NRZ, Thüringer Allgemeine) „sind heftige Kämpfe um den politischen Kurs“ entbrannt, weiß Bild.
Nur die WAZ-eigenen Blätter haben offenbar noch nichts davon mitbekommen: Die sauerländische Westfalenpost berichtet bieder-konservativ wie eh und je, und der Ex-SPD-Parteizeiung Westfälische Rundschau ihre – nun ja – deutliche Zuneinung zum sozialdemokratischen Lager vorzuhalten, ist ein uralter Hut. Auch Richard Kiessler marschiert, wenn überhaupt, nur freiwillig in bestimmte Politrichtungen: Er habe „solche redaktionellen Freiheiten wie hier“ sonst „nirgends“ erlebt, erklärt der NRZ-Chefredakteur, der 1994 vom Spiegel kam. Und so liegt des Rätsels Lösung in schlichter Bild-Logik. Motto: Wenn die blöden NRWler den Bayern Stoiber partout nicht mögen, machen wir eben die NRW-Blätter madig. Schließlich stand hinter „Linksruck“ auch ein Fragezeichen. STG
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