■ Die Anderen: ""New York Times" zum Tod von Pol Pot / "Der Bund" zur Verwicklung des Westens mit dem Pol-Pot-Terror
Die „New York Times“ kommentiert den Tod von Pol Pot: Pol Pot, am Ende schwer zu fassen, starb gerade, als es der Welt schließlich Ernst damit zu sein schien, ihn vor Gericht zu bringen. Keine Strafe jedoch hätte dem Bösen entsprechen können, das er begangen hat. Von 1975 bis 1979 löschten Pol Pots Rote Khmer einen großen Teil der kambodschanischen Bevölkerung aus und überließen den Rest einem Land, das in Gewalt und Schmerz unterging. Das Rote-Khmer-Regime war sicherlich das bizarrste in der modernen Geschichte, seine Philosophie bestand aus einem Teil Maoismus und drei Teilen Geistesgestörtheit. Wer Bildung besaß oder nur eine Brille trug, konnte als ein Klassenfeind getötet werden.
Die Schweizer Zeitung „Der Bund“ betont die Verwicklung des Westens mit dem Pol-Pot-Terror: Nicht nur Pol Pots Tod ist dem angestrebten Prozeß zuvorgekommen; über Pol Pot schwebte ein Schutzengel: das beharrliche Schweigen all jener Regierungen, die in den Vietnamkrieg verwickelt waren. Die Intervention der USA in Kambodscha ermöglichte den Sieg der Roten Khmer, die von den Chinesen unterstützt wurden; US-Präsident Reagan benützte Pol Pot, um die Vietnamesen in Kambodscha zu schwächen. Und die UN anerkannten das Regime Pol Pots als legitime Vertreter des geschundenen Landes. Die Schreckensherrschaft bleibt ungesühnt, moralische Werte wurden machtpolitischer Strategie untergeordnet.
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