: "Wild entschlossen"
■ Kreuzberger Betriebe am Landwehrkanal erhalten Räumungsaufforderung / Alter Streit
Ein begehrtes Grundstück am Landwehrkanal sorgt erneut für Streit: Gestern flatterte mehreren Gewerbetreibenden an der Ratiborstraße 14a–f ein Schreiben des Wasser- und Schiffahrtsamtes Berlin (WSA) mit der Aufforderung auf den Tisch, das Gelände „unverzüglich zu räumen“. Die Bundesbehörde möchte auf dem Gelände, das einst der Reichswasserstraßenverwaltung gehörte, einen Neubau für rund 300 Mitarbeiter errichten. „Ohne Not wird dadurch wichtiges Gewerbe vernichtet“, erklärte gestern der Sprecher des Bezirksamtes Kreuzberg, Stefan Krautschick. Denn derzeit verfüge das WSA weder über einen bewertbaren Vorbescheid noch über einen Bauantrag. Mit Arbeiten sei also in den „nächsten zwei Jahren nicht zu rechnen“. Betroffen vom WSA- Schreiben sind unter anderen eine Bauschlosserei und eine Holzhandlung. Beiden Unternehmen ist es laut Krautschick trotz monatelanger Bemühungen nicht gelungen, einen Ersatzstandort zu finden.
Wegen des Geländes liegen Kreuzberg und das WSA seit längerem im Clinch. Die Planungen des Bezirksamtes sehen eine Grünanlage vor, in die die Unternehmen behutsam eingebettet werden sollen. Kreuzberger Vorschläge, den Neubau in Mitte zu errichten und die hauseigenen Werkstätten an die Spree zu verlagern, wurden vom WSA abgelehnt.
Trotz des erneuten Vorstoßes des Schiffahrtsamtes will der Bezirk an den Plänen für eine Grünanlage festhalten. Die Interessen der „hier wohnenden und arbeitenden Menschen wiegen schwerer als der Anspruch der Bundesbediensteten auf ein Wassergrundstück mit schöner Aussicht“, betonte gestern Kreuzbergs Bürgermeister Peter Strieder (SPD).
„Wir sind wild entschlossen, nach Kreuzberg zu gehen“, versicherte hingegen gestern der WSA- Amtsvorstand Heinz-Jürgen Pohl. Ein Neubau werde dringend benötigt, da seine Behörde auf mehrere Dienststellen verteilt sei. Als Kompromiß schlug Pohl eine Randbebauung an der Ratiborstraße vor. Dadurch könne die Parkfläche weitgehend erhalten und auch der Zugang zum Uferbereich gesichert werden. Für die Gewerbetreibenden selbst sei in diesem Konzept allerdings „kein Platz“ mehr vorhanden, bedauerte Pohl. Severin Weiland
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