: "Neutralistische" Sprache
■ betr.: "Ausnahmerecht über Natal aufgehoben", taz vom 19.10.90
betr.: „Ausnahmerecht über Natal aufgehoben“, taz vom 19.10.90
„...weil anhaltende Kämpfe zwischen Mitgliedern der Zulu-Organisation Inkatha, die in der Provinz (Natal) ihre Hochburg hat, und Anhängern des ANC in vier Jahren mehr als 4.000 Menschenleben gefordert hatte.“
Welch runtergekommener Journalismus, der dadurch die Ermordeten noch einmal verhöhnt. Die Tausende von Toten, Ermordeten waren ja nicht Inkatha-Anhänger oder Mitglieder, sondern ausschließlich Kritiker Buthelezis und seiner Sonderpolizei. Die Ermordeten waren auch nicht nur Anhänger des ANC, der zur überwiegenden Zeit dieses Mordens ja verboten war. Die Macht- und Gewaltverhältnisse in der Zeit waren auch klar: die einen machtlos, gewehrlos und verfolgt, wenn sie sich auch nur politisch engagierten, nicht zuletzt für den Aufbau von Gewerkschaften. Die anderen hatten ihre eigene Sonderpolizei, die Posten in der Verwaltung und wurden durch die südafrikanische Polizei mindestens begünstigt und gedeckt. [...]
Falls jemand eine solche „neutralistische“ Sprache, die Mörder und Ermordete gleichsetzt, „unproblematisch“ finden sollte, soll er/sie doch zur folgenden analogen Sprechweise Stellung nehmen: „Anhaltende Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des Hitlerfaschismus und Anhängern des jüdischen Glaubens haben sechs Millionen Menschenleben gefordert.“
Man muß nicht die Opfer nochmal zu Opfern machen, indem man die Täter reinwäscht, wenn man für Ausnutzung aller Möglichkeiten zur Beendigung des Blutvergießens ist wie die demokratischen Massenorganisationen in Südafrika, der ANC und andere. Helga Karl,
Berlin-Charlottenburg
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