: "Moschee in Tonndorf, wenn ich das schon höre"
■ Gespräch mit rechten Jugendlichen: Haß auf "Leute, die immer für alles Verständnis haben, was die Ausländer machen"
haben, was die Ausländer machen«
Mittwoch mittag in der Kantine einer Hamburger Berufsschule: „Stoppt den Haß, wenn ich das schon höre. Kommen drei Türken mit so einer Plakette auf mich zu und zack habe ich einen Baseballschläger im Nacken.“ Frank* stand vor dem Ufa-Palast, mit grüner Bomberjacke, Domestos-Hose und Doc Martens gekleidet. Im Kino hatte er dann Nackenschmerzen. Von 14 bis 17 war er Skin. Dann hat er sich überlegt, daß das keinen Sinn hat. Heute läuft der 20jährige mit längeren Haaren rum, aber die mit Domestos verfärbte Jeans und die Bomberjacke findet er immer noch gut. Linke haßt er: „Leute, die immer für alles Verständnis haben, was die Ausländer machen.“ Wenn er jemanden aus der Hafenstraße sehe, bekomme er immer eine Gänsehaut: „Am liebsten möchte ich zuschlagen, damit sie nicht mehr weiterleben.“ Sagt er und sitzt neben einer linken Journalistin. Schlägt nicht zu, wir reden ja. Die Jungs sind ganz aus dem Häuschen, daß jemand mitschreibt, was sie sagen: „Viel besser als im Politikunterricht.“ Ihre Lehrerin sei schon an ihnen verzweifelt, „die kapiert unsere Einstellung nicht“. Einen türkischen Mitschüler hätten sie gehabt. Der sei aber nach ein paar Wochen gegangen.
Die geplante Grundgesetzänderung finden sie gut. Es kommen einfach zu viele. „Wenn ich das schon höre, in Tonndorf wird eine Moschee gebaut.“ Stefan hat von einer Türkin gehört, die gezwungen werden sollte, einen fremden Mann zu heiraten. Andreas hat im Kino „Nicht ohne meine Tochter“ gesehen. „An diese Kultur werde ich mich nie gewöhnen.“ Ja, sie haben etwas gegen Ausländer, und sie haben dafür auch ihre Begründungen. Viele Vorurteile, aber auch erlebte Erfahrungen. Martin wurde schon einmal von sechs Türken verprügelt. Seitdem gehe er im Dunkeln nicht mehr „ohne seinen Ballermann“ durch die Gegend. „Wir haben nichts gegen Ausländer, wenn sie arbeiten und ehrlich ihr Geld verdienen“, sagt Stefan. Nur würden eben viele kriminell sein, als Zuhälter auf dem Kiez arbeiten. „Ich kenne keinen, aber ich weiß, daß es so ist.“ Und Zuhälterei ist für ihn absolut pervers und unnormal. Ob sie schon mal über dieses Thema im Unterricht geredet haben, es gibt ja auch deutsche Zuhälter? Nein, haben sie nicht. Mehr über Mölln und Asylanten im allgemeinen. Und Mölln? „Naja, Türken verbrennen findet keiner gut.“ Gegen diese extremen Mittel sei man schon.
Das Gespräch wird unterbrochen, ein blonder Junge mit roter Baseballkappe geht am Tisch vorbei, sagt: „Ich will drei Container auf unseren Schulhof. Dann brauchen wir nicht nachts losziehen. Können tagsüber was machen.“ Der Junge sieht kindlich aus, grinst, als habe er gerade einen besonders kecken Jungenstreich ausgeheckt. Was sie denn täten, wenn einer aus ihrer Klasse einen Brandanschlag auf eine Asylunterkunft vorbereitet? Würde keiner tun. Und wenn doch? „Die drei Affen würde ich machen. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“, sagt Thomas. Aber klatschen würde er auch nicht. Ob sie nicht das Bedürfnis haben, Menschenleben zu schützen? Überlegen. Den Skins in den Weg stellen würde sich keiner. Aus Angst und aus Opportunismus. „Wenn du dich einmal wehrst, hast du doch gleich hundert Leute am Hintern.“
Und die Lichterkette? Die Mehrheit in dieser Stadt? „Da sind doch viele nur hingegangen, um was zu erleben“, nur zwei Leute aus der Klasse hätten im Unterricht zugegeben, daß sie dort waren. Wieso zugegeben? Erst letzte Woche sei wieder ein Klassenkamerad von türkischen Jugendlichen zusammengeschlagen worden. Da sei die Stimmung schon ziemlich „anti“. Überhaupt könne man ja nirgendwo mehr hingehen, ohne Schläge einzustecken, klagt Frank, gebe es in manchen Vororten regelrechte Bandenschlägereien mit Gruppen von türkischen Jugendlichen, die „Deutschland gehört den Ausländern“ rufen würden. Welche Seite hat denn angefangen? Antwort: „beide“.
*Namen geändert
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