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"Liebe taz..." Unjournalistisch - betr.: "Die Möchte-gern-VIP's", taz-Bremen vom 5./6.10.1996

Betrifft: „Die Möchte-gern-VIPs“, Rosi Roland in der taz vom 5./6.10.

Da wird man doch, ohne es zu ahnen, zum Gespött der Leute bzw. einer taz-Redakteurin.

Es ist wahr, daß ich am vergangenen Mittwoch in der Redaktion angerufen habe, um nach einer Gästeliste zu fragen. Ein durchaus üblicher Vorgang, wie ich finde. Unwahr ist – und dafür gibt es sogar Zeugen – daß ich gefragt haben soll „muß ich dafür jetzt zehn Mark bezahlen?“

Im Übrigen ist der ganze Gesprächsverlauf völlig sinnverändert und verfälscht wiedergegeben worden. Auf meine freundliche Frage nach ebendieser Gästeliste antwortete mir eine taz-Redakteurin völlig unfreundlich (keinesfalls stotternd), um nicht zu sagen aggressiv. Ich bekam zunächst einen ,kleinen' Exkurs in journalistischen Gepflogenheiten. Als sei die schlichte Frage schon ehrenrührig.

Dann fragte mich die eifrige taz-Redakteurin, wodurch wohl gerade ich mir eine Eintrittskarte für das Fest verdient hätte. Darauf antwortete ich – nun auch ungehalten – und sehr ironisch: „Wir haben schon dreimal Euer großes Fest angekündigt, ist das nix?“ Erst gegen Ende unseres unerfreulichen Telefonats befand es die Redakteurin für nötig, mir zu erklären, daß es gar keine Gästeliste gab. Man habe lange darüber diskutiert – sich aber wegen der angespannten finanziellen Lage dagegen entschieden. Hätte sie mir ebenso freundlich diesen Sachverhalt auf meine schlichte Anfrage entgegnet, so hätte dieses Telefonat sicherlich so freundlich geendet, wie es von meiner Seite begonnen wurde.

Stattdessen seid Ihr Euch nicht zu schade, meinen Namen und den von Kathrin Kummerow in der Kolumne „Rosi Roland“ in den Dreck zu ziehen. Nun, liebe Kollegin, jede Geschichte hat zwei Seiten. In der Kolumne steht nur Deine verzerrt wiedergegebene Wahrnehmung. Aber wo Du doch so viel Wert auf journalistische Gepflogenheiten legst und wo Ihr doch immer auf der moralisch richtigen (linken) Seite steht und nichts verkündet als die Wahrheit:

Ich jedenfalls nutze das Radioprogramm, für das ich arbeite, nicht als Forum, um Hohn und Spott über Leute auszuschütten. Das ist nicht nur in höchstem Maße unjournalistisch, um nicht zu sagen, linker Bildzeitungsjournalismus. Wir haben jedenfalls noch nie taz-Mitarbeiter, die auf Bremen-Vier Gästelisten standen, diskreditiert.

Im übrigen erinnert dieser Stil etwas an die Wandzeitungen in der chinesischen Kulturrevolution. Da wurden auch Menschen auf diese Art denunziert. Auf jeden Fall glaube ich nicht, daß ich es nötig habe, mich von Euch als ,Möchte-gern-VIP' titulieren zu lassen, und verlange dafür eine Entschuldigung. Hilke Theessen Redakteurin Radio Bremen 4

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