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"Liebe taz..." Nichts als Marktrethorik - betr.: "Knatsch im CDU-Lager", taz vom 18./19.1.1997

Betr.: „Knatsch im CDU-Lager“, taz vom 18/19.01.97)

Vielleicht hat der Vizepräses der Handelskammer Bernd Hockemeyer Recht, wenn er Finanzsenator Nölle „Ignoranz, Desinteresse und Unvermögen“ vorwirft. Aber was ist im Ernst gegen den neuen „Heizgeräteservice“ von Stadtwerken und kleinen Handwerksbetrieben einzuwenden, wenn diese Kooperation hilft, das Handelsmonopol der Herren Hockemeyer und Hollweg zu knacken? Vielleicht nützt dieser neue Anbieter gar der Verbilligung und Verbreitung energiesparender Heiztechniken.

In seinen Eigenschaften als stellvertretender Handelskammerpräses und CDU-Lobbyist läuft Großhändler Hockemeyer gegen die aufkommende Konkurrenz Sturm. Er sollte sich aber zunächst an die eigene CDU-Nase fassen. Unvergessen ist doch, daß es seine Partei war, die gemeinsam mit dem jetzigen VEBA-Angestellten Klaus Wedemeier die kleinen Stadtwerke Bremen an den großen Monopolisten PREAG/VEBA verkaufte. Wo waren damals die „Antimonopolisten“ Hockemeyer und Handelskammer?

Und was tun Handelskammer und bremische CDU, da doch die Bundesregierung gerade jetzt ein Energiewirtschaftsgesetz durchpeitschen will, das kleine Unternehmen weiter benachteiligt und die Monopolisierung der Stromwirtschaft fördert? Hier wird die Nagelprobe gemacht: Erst wenn Handelskammer und bremische CDU ernsthaft mitwirken, dieses Monopolisierungsgesetz zu stoppen, wäre ihre Marktrethorik mehr Wert als hohle Worte.

Helmut Spitzley

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