: "Liebe taz..." Jetzt schon ein Erfolg - betr.: Wehrmachts-Ausstellung
Betr. dito
Die Bremer Veranstalter der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht müssen Bernd Neumann und der Bremer CDU dankbar sein. Durch ihre ideologisch motivierte Kritik haben sie die Ausstellung zum Stadtgespräch gemacht und ihr schon jetzt zu einer Publizität verholfen, die sie unter normalen Umständen nicht hätte erzielen können. Gleichzeitig haben sich durch die Auseinandersetzungen im Vorfeld die Einwände der CDU gewissermaßen von selbst erledigt: Die Öffentlichkeit ist hoch sensibilisiert, jeder und jede wird die Ausstellung mit kritischen Blicken würdigen und auch eventuelle Einseitigkeiten und Verzerrungen wahrnehmen. Kurzum: Die Auseinandersetzung ist ein Gewinn für eine lebendige Streitkultur. In lokalen Fehrnseh- und Radiosendungen wird gestritten, es erscheinen reihenweise Zeitungsartikel und Leserbriefe, die Parteien positionieren sich. Die Frage des Ortes der Ausstellung ist damit im Grunde zweitrangig geworden und im wahrsten Sinne des Wortes nur noch von symbolischer Bedeutung. Auch an jedem anderen Ort wird die Ausstellung nach dieser Auseinandersetzung die Aufmerksamkeit finden, die sie verdient. Die CDU muß sich derweil von einem Ex-Bundeswehrgeneral Nachhilfe in Sachen Demokratie geben lassen: General Altenburg, der aus seinen Vorbehalten gegenüber der Ausstellung keinen Hehl macht, tritt dennoch verhement dafür ein, daß sie an exponierte Stelle gezeigt wird, eben weil sie ein Thema behandelt,das politisch umstritten ist und zur Auseinandersetzung einlädt. Die CDU als eine Partei mit einer langen demokratischen Tradition täte gut daran, sich dieser demokratischen Tugend zu erinnern.
Lothar Probst, Politikwissen-
schaftler an der Uni Bremen
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