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"Liebe taz..." - Schlimmer, am Schlimmsten, betr.: Der Radio Bremen Film "Der Fall Stradivari"

Betr.: Der Radio-Bremen-Film „Der Fall Stradivari“

Schlimmer, so behaupte ich, kann es nicht mehr kommen, wenn einer durch eine derart tendenziöse Reportage vorverurteilt, um eine, wie Michael Geyer (Chefredakteur Radio Bremen Fernsehen) schadensbegrenzend auszuführen pflegte: „Dokumentation von nüchterner, gewissenhafter Protokollierung zu erhalten, die Schritt für Schritt die Ermittlungsarbeit polizeilichen Ermittlungs-Alltags nachzeichnen soll“, aber in eklatanter Weise elementar die Grundrechte eines Beschuldigten mißachtet. Da maßte sich der Radio-Bremen-Redakteur Dirk Blumen thal als Initiator der Reportage mit einer sprichwörtlichen Omnipotenz an, in den Privaträumlichkeiten des Beschuldigten Vasile D. zu filmen, einer Kriminalbeamtin während der Wohnungsdurchsuchung über die Schulter zu schauen und Privatlichtbilder aus dem Fotoalbum des Vasile D. mit der Kamera zu fixieren. Schlimmer noch: Der Name des Beschuldigten wurde entgegen üblicher Gepflogenheiten genannt. Sein Ruf einmal mehr geschändet. Die Reportage war ein übliches Machwerk durch und durch; verleumderisch, hetzend und ruinös.

Gerade von einem öffentlich-rechtlichen Sender hätte ich mir mehr Engagement bei der Bewertung der Sache erhofft sowie mehr Ausgewogenheit und Authentizität beim Zusammenschneiden des Beitrags. Aber vielleicht ist ja gerade heutzutage Verunglimpfung und Vorverurteilung von Beschuldigten in Mode gekommen? Im übrigen offenbarte die Stellungnahme von Michael Geyer zu der Reportage mehr, als sie schlechthin verschleiern sollte. Was bislang alles geschehen ist, rechtfertigt, zu sagen: Schlimmer kann es nicht mehr kommen. Dietmar Jüschke

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