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■ Die Anderen"La Repubblica" über Umfragen, nach denen die Bonner Regierung in der Wählergunst wieder steigt / Die "Nürnberger Nachrichten" über die Kohl-Regierung / "El Pais" über den Solidaritätsmarsch von schwarzen Frauen in den USA

„La Repubblica“ aus Rom kommentiert die Umfragen, nach denen die Bonner Regierung in der Wählergunst wieder steigt: Wieder einmal sorgt Helmut Kohl für eine Überraschung: Noch vor ein paar Wochen galt er als abgeschrieben, die Kommentatoren beschrieben ihn als einen im Amt verbrauchten Politiker, der dazu verdammt ist, die Wahlen im September 1998 zu verlieren. Jetzt erlebt er in den Umfragen einen überraschenden Anstieg in der Wählergunst. Neben dem „Effekt Schäuble“ ist ein weiterer Faktor für den Anstieg der Regierung, daß die CDU/CSU bei den großen Zukunftsthemen – Reform des Sozialstaates, Einschnitte bei den öffentlichen Ausgaben, Arbeitslosigkeit – die klareren Ideen zu haben scheint. Aber in Deutschland wird erst in fast einem Jahr gewählt. Und bei einer derart unklaren sozialen Landschaft (der auf 2,8 Prozent bezifferte Anstieg des Wirtschaftswachstums soll es auch 1998 nicht schaffen, die Massenarbeitslosigkeit zurückzudrängen) scheint jede politische Entwicklung möglich.

Die „Nürnberger Nachrichten“ wollen die Kohl-Regierung am liebsten auf der Oppostionsbank wiedersehen: Der Aufschwung ist da. Aber was die erfreulichen Konjunkturdaten trübt, die das Herbstgutachten verheißt, sind die Prognosen für den Arbeitsmarkt. Auch ein Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent kann die Beschäftigungsbilanz nicht verbessern. 15 Jahre sucht diese Regierung nun schon nach Wegen aus der Krise. Das Ergebnis ihrer Arbeitsmarktpolitik ist niederschmetternd. Statt zu handeln, hat die Koalition darauf vertraut, daß der nächste Aufschwung die Bilanz verbessert. Das war, wie zu befürchten stand und wie sich jetzt zeigt, ein Irrtum. Eine Regierung, die sich solche Fehler leistet, sollten die Wähler zum Nachdenken auf die Oppositionsbank schicken.

Zum Solidaritätsmarsch von Hunderttausenden von schwarzen Frauen in den USA meint die spanische Zeitung „El Pais“: Der Marsch von Philadelphia zeigt, daß die US-Bürger ein starkes Verlangen danach haben, sich einer großen Familie zugehörig zu fühlen. Dies ist ein klares Zeichen, daß sich in den USA etwas ändert. In einer Gesellschaft, in der der Individualismus und der Wettbewerb über alles gehen und die durch soziale, ethnische oder religiöse Unterschiede immer stärker in sich zersplittert ist, reicht es nicht mehr aus, sich als Teil einer großen Nation zu fühlen. In einer Zeit, in der die amerikanische Lebensweise sich in aller Welt ausbreitet, stellt man in den USA die Idee vom Schmelztiegel in Frage. Anstelle der Integration der Kulturen dominiert heute das Konzept der Vielfalt. Die 60er Jahre, als die Amerikaner für die Gleichstellung der Rassen und für mehr Freiheiten auf die Straße gingen, liegen weit zurück. Heute gilt: Jede Gruppe auf ihre Weise.

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