■ Die Anderen: "La Repubblica" kommentiert Äußerungen des Bundesbankpräsidenten Tietmeyer zum Euro / "Le Journal du Dimanche" meint zu den Protesten der französischen Arbeitslosen
„La Repubblica“ (Rom) kommentiert Äußerungen des Bundesbankpräsidenten Tietmeyer zum Euro: Tietmeyers Äußerungen sind diplomatische Attacken gegen den Beitritt Italiens in die Währungsunion. Aber die antiitalienische Partei in Deutschland schießt aus drei Gründen. Erstens, um zu erreichen, daß Kohl bei seinem Treffen mit Prodi am Dienstag in Rom keinerlei Versicherungen zum „Ja“ über den italienischen Beitritt abgibt. Zweitens, um zu versuchen, innerhalb der EU eine Art Gegenmacht zu schaffen, die beim Gipfel am 2. Mai über den Eurobeitritt der sich abzeichnenden Mehrheit für Italien widersprechen könnte. Der dritte und vielleicht auf lange Sicht wichtigste Grund ist, in Deutschland den Boden für die Nach-Kohl-Ära zu bereiten. Ganz gleich, wer das Land dann regiert, er dürfte viel entschiedener als bisher den nationalen Interessen den Vorrang geben.
„Le Journal du Dimanche“ meint zu den Protesten der französischen Arbeitslosen: Um die Arbeitslosen zu besänftigen, hat Jospin angekündigt, daß die Mindestsätze der Sozialhilfe 1999 angehoben werden könnten. Das regelt nichts. Die Arbeitslosen sind in einer dermaßen verzweifelten Lage, daß sie die üblichen Kompromisse nicht akzeptieren können. Unser Land – und das ist schockierend – wird immer reicher. Aber die sakrosankten Regeln des Arbeitsmarktes haben nichts mit dem nationalen Reichtum zu tun.
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