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■ Die Anderen"Information" kommentiert den Abstieg der Grünen / "Le Figaro" zum Einfluß des Euro auf den deutschen Wahlkampf / "Le Monde" zu den elf Staaten der Währungsunion / "La Stampa" zum Dreier-Gipfel in Moskau

Die dänische Zeitung „Information“ kommentiert den Abstieg der Grünen: Der umstrittene Vorschlag, den Benzinpreis auf fünf Mark anzuheben, hat scharfe Kritik ausgelöst, so daß es derzeit kinderleicht für Helmut Kohl zu sein scheint, Wahlkampf mit den Tankstellen als Mittelpunkt zu führen. In der Tat haben die Grünen sich mit ihrem Nonsens blamiert. Wenn die Sache richtig schiefgeht, ist die einzigartige Chance auf Rot-Grün verspielt. Vor allem sind die Grünen bisher nicht fähig gewesen, den Unterschied zwischen langfristigen und kurzfristigen Plänen zu verdeutlichen. Die fünf Mark sind ja nicht für den Tag nach der Bundestagswahl vorgesehen. Aber so wird es verstanden. Darin besteht der Nonsens.

„Le Figaro“ aus Paris befaßt sich mit dem Einfluß des Euro auf den deutschen Wahlkampf: Nach der Ernennung seines SPD-Rivalen Schröder zum Kanzlerkandidaten war Kohls Popularität auf einen Tiefstand gesunken. Kohl brauchte Vitamine. Der Euro ist das politische Vitamin, auf das er ungeduldig wartete, um seine eigene Generation zur Aufgabe der hochheiligen Mark zu überreden. Je älter die Deutschen sind, desto größer ist ihre Allergie gegen den Euro. Kohl müßte nun zufriedengestellt sein, da die Bundesbank eine positive Beurteilung der Konvergenz der elf Mitglieder des Euro-Clubs veröffentlicht. Wird das aber reichen, um Kohls Popularität wieder nach oben zu treiben?

„Le Monde“ meint zu der Empfehlung der EU-Kommission, elf Staaten an der Währungsunion teilnehmen zu lassen: Trotz der Kassandrarufe, die seit 1993 den Euro für unmöglich erklärten, ist das Hindernis der Maastricht-Kriterien jetzt überwunden. Der Start zu einem in der Geschichte beispiellosen Abenteuer, das die Bildung einer Währungsunion zwischen so vielen Staaten ja darstellt, rückt näher. Zugleich kehrt damit aber die Debatte über die Risiken des Euro zurück. Sicherlich wäre es gefährlich, sich Euphorie hinzugeben. Aber es wäre ebenso gefährlich, erneut eine Apokalypse vorauszusagen. Längerfristig gesehen liegt das Risiko anderswo. Es liegt in der gegenwärtigen Konstruktion, die zu sehr auf Währung beruht und zu wenig politisch und sozial ist. Eine Währungsunion kann nur dauerhaft funktionieren, wenn sie von einer politischen Union flankiert wird.

„La Stampa“ beschäftigt sich mit dem Dreier-Gipfel in Moskau: Kohl und Chirac sind in einem Moskau voller Sorge eingetroffen, um dort einen immer verwirrteren und bestürzteren Präsidenten Jelzin zu treffen. Das Signal, das sie damit gegeben haben, ist richtig. Weil es ein Gegengewicht zur gegenwärtigen Tendenz ist, Rußland aus den wichtigsten Entscheidungen über die politische Zukunft draußen zu halten. Denn derzeit entscheidet sich nämlich in der Tat, welche politische Form Europa haben wird.

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