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■ Die Anderen"Financial Times" schreibt zu den Bemühungen um eine neue Strategie im Umgang mit dem Irak / "Haaretz" und "Le Monde" kommentieren die Vorgänge in der Likud-Regierungspartei nach der Entscheidung für Neuwahlen in Israel

„Financial Times“ aus London schreibt zu den Bemühungen um eine neue Strategie im Umgang mit dem Irak: Durch die Bombardierungen haben sich die Differenzen im UN- Sicherheitsrat über die Sanktionskontrollen nur noch verschärft. Wenn aber der Militärschlag so viel Schaden angerichtet hat, wie die Generäle in London und Washington behaupten, dann könnte der Drei-Tage-Krieg dazu genutzt werden, eine neue Strategie zu entwickeln. Die sollte sich allerdings mehr darauf konzentrieren, die künftig von Saddam Hussein ausgehende Gefahr zu bannen, als über sein Waffenarsenal zu streiten. Was immer auch passieren wird, die Zeit für eine neue Haltung gegenüber dem Irak ist gekommen.

Die israelische Zeitung „Haa'retz“ aus Tel Aviv kommentiert die Vorgänge in der Likud-Regierungspartei nach der Entscheidung für Neuwahlen in Israel: Viele Likud-Führer haben die Nase gestrichen voll von einem Regierungschef, der zum Zwecke des eigenen Machterhalts keine Gelegenheit ausgelassen hat, ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern, auch wenn Israels Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität dabei auf dem Spiel standen. Der Likud kann nun erkennen, welche Verantwortung Netanjahu für den Zerfall der Partei trägt. Der ehemalige israelische Regierungschef Jitzhak Schamir nannte ihn „Engel der Zerstörung“. Meridors und Schamirs Abrechnung mit Netanjahu geht weit, weiter als normale Parteikämpfe. Die Verfechter Groß-Israels und Gegner von Oslo können ebensowenig wie die, die den Friedensprozeß mit den Palästinensern voranbringen wollen, noch hoffen, ihren Pflichten vor dem Wähler nachzukommen. Sie haben jeden Glauben an den vom Regierungschef eingeschlagenen Kurs verloren. Er hat Abgeordnete lächerlich gemacht, hat die guten Namen seiner Rivalen beschmutzt und alle Spielregeln ruiniert, die vor seiner Amtszeit gültig waren.

„Le Monde“ aus Paris meint zu vorgezogenen Wahlen in Israel: Die Israelis haben die Gelegenheit, die Politik zu wechseln. Wenn sie es so wollen, werden sie einen Mann in die Opposition schicken können, der dem internationalen Ansehen ihres Landes mehr Schaden zugefügt hat als 1982 der Libanon-Krieg oder sieben Jahre Unterdrückung der palästinensischen Intifada.

Es ist das Scheitern seiner extravaganten Handhabung des Konflikts mit den Palästinensern, das Netanjahu stürzen ließ. In Wye Plantation ist seine Strategie der systematischen Sabotage der Oslo-Abkommen angesichts der Entschlossenheit – und Erschöpfung – von Bill Clinton zerbröckelt. Dreißig Monate lang ist es ihm dennoch geglückt, die Buchstaben und vor allem den Geist von Oslo zu verkehren. Wer sonst als er hatte dieses Talent, eine Situation sich so verschlechtern zu lassen?

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