■ Nachgefragt: "Die Nachfrage war zu gering"
Jürgen Lüthge, früher Staatsrat im Umwelt-, seit Dezember im Bauressort, hält einen täglichen Park-and-Ride-Verkehr zwischen Bürgerweide und Innestadt nicht für sinnvoll.
taz: Hans-Hinrich Blumenberg, Vorsitzender der „Bremen-Werbung“ hat das Kompetenz-Wirrwarr der Behörden für die Einstellung des Park-and-Ride-Verkehrs zwischen Bürgerweide und Innenstadt verantwortlich gemacht. Was sagt der neue Staatsrat für Verkehr dazu?
Jürgen Lüthge: Das ist bestimmt nicht so. Denn ich denke nicht, daß ein so hochqualifizierter Mensch wie Herr Blumenberg überfordert ist, sich mit drei Behörden zusammenzusetzen und das Sachproblem zu lösen.
Herr Blumenberg nicht, aber diese drei Behörden offenbar schon.
Es gibt einfach einen Sachdissenz: Einmal hat uns Herr Blumenberg in seinem Brief vom 23.12. selbst geschrieben, daß viele seiner Mitgliedsfirmen ihren Zuschuß zum Park-and-Ride-Verkehr gekündigt haben. Das Defizit ist in den letzten zwei Jahren von 11.000 Mark monatlich auf 24.000 Mark gestiegen. Wir haben Herrn Blumenberg auf diesen Brief umgehend am 27.12. geantwortet — das mag früher beim Bausenator ja vielleicht nicht so gewesen sein, sag ich mal ganz frech. Und wir haben umgehend mit der Straßenbahn den Weiterbetrieb des P+R-Verkehrs an Samstagen herbeigeführt.
Wer trägt die Schuld an der Einstellung des täglichen P+R-Verkehrs?
Die Nachfrage war zu gering — und Nachfrage hat immer eine Auswirkung auf das Angebot —, und die Kosten hätten offenbar auf weniger Geschäfte umgelegt werden müssen.
An Werktagen waren es nur rund 200 Menschen, die den P+R-Verkehr am ganzen Tag benutzt haben. Deshalb haben ja auch die Firmen gekündigt, weil sie sich ausrechnen können, daß 200 Menschen über den Tag verteilt keinen ökonomischen Vorteil bringen.
Will die neue Baubehörde diesen P+R-Platz mitten in der Stadt denn überhaubt noch haben?
Eigentlich führt dieser Park-and-Ride-Platz in die Irre — er lockt die Autos weiterhin in die Innenstadt, und das auch noch umsonst. Aber richtig finde ich es trotzdem an den Sonnabenden. Da gibt es eine echte Notwendigkeit.
Langfristig soll die Bürgerweide als P+R-Platz abgeschafft werden?
Das habe ich noch nicht entschieden. Aber wenn die Parkgebühren hier
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in der Innenstadt — und dazu gehört auch die Bürgerweide — erstmal hoch genug sind, werden die Autofahrer schon ein Interesse an den Park-and-Ride-Plätzen an den Endhaltestellen der Straßenbahn entwickeln. Was wir jetzt haben, ist erstmal eine vorläufige Lösung. Int.: Ase
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