Interview
: "Der Rücktritt ist halbherzig"

■ HfbK-Präsidentin Adrienne Goehler zur Frage, wie es weitergehen soll

INTERVIEW

»Der Rücktritt ist halbherzig« HfbK-Präsidentin

Adrienne Goehler zur Frage, wie es weitergehen soll

taz: Seit einem Jahr wird gefordert, daß Sie zurücktreten sollen. Warum tun Sie das nicht?

Goehler Weil die Gruppe, die das verlangt, vor allem für sich selber spricht und nicht für die HfbK.

taz: Haben Sie ausreichend Unterstützer an der HfbK, so daß Sie Präsidentin bleiben können.

Goehler Ja.

taz: Warum kämpft diese Gruppe dann so vehement? Was, vermuten Sie, sind die Motive?

Goehler: Darüber schweigt die Psychologin höflich, zum einen. Zum anderen sind die tatsächlichen Gründe hochgradig verschleiert. Ich habe mich zur alten Linie an dieser Hochschule an zwei markanten Punkten in Widerspruch gesetzt. Einmal habe ich die Hierarchie der Fachbereiche, die die Freie Kunst ganz oben ansiedelte, zugunsten einer Gleichbehandlung verändert. Dann habe ich mich gegen den Lebenszeit-Professor als Regelfall ausgesprochen und statt dessen ein Konzept der Heterogenisierung der Lehrstruktur verfochten. Das heißt, daß ich der Ansicht bin, daß jeder Fachbereich gut beraten wäre, eine Gastprofessur und eine befristete Professur zu haben, um auch auf diesem Weg eher kontroverse Fragestellungen in die Hochschule reinzubringen, die, glaube ich, das Salz in der Kunst sind.

taz: Nun sind die Professoren im Hochschulsenat zurückgetreten. Das Gremium ist beschlußunfähig.

Bringt das der HfbK Probleme?

Goehler: Angesichts der politischen Klein- und Großwetterlage macht die HfbK damit nach außen sicherlich nicht den besten Eindruck. Auch kann es zu Verzögerungen bei Berufungen kommen. Allerdings sind Geldanweisungen an die Fachbereiche davon nicht berührt. Das gehört alles zur Auftragsverwaltung und nicht zur akademischen Selbstverwaltung. Und auch Stellen- und Haushaltsplan, den dieses Gremium verabschieden

muß, sind für 1994 schon durch.

taz: Was muß jetzt passieren?

Goehler: Wir werden eine Konzilssitzung machen, am 25 Mai, und Vorbereitungen für Neuwahlen treffen. Ich rechne damit, daß wir in diesem Semester noch wählen.

taz: Nun sitzen dort dieselben Leute, die zurückgetreten sind.

Goehler: Natürlich. Von daher ist der Rücktritt ein halbherziger. Und man kann keineswegs davon sprechen, daß sie den Weg freimachen, sondern sie werden ihn weiterhin blockieren. Das ist aber auch die Absicht dahinter.

taz: Es hat massive Vorwürfe gegen Ihre Amtsführung gegeben. Sie haben ein Disziplinarverfahren ge-

gen sich eingeleitet. Wie steht's damit?

Goehler: Das Verfahren ist abgeschlossen, ich bin jetzt zur Stellungnahme aufgefordert, die ich Ende Mai abgeben werde.

taz: In einer Hamburger Zeitung war zu lesen, daß Profs Ihretwegen die HfbK verlassen wollen.

Goehler: Mir ist davon nichts bekannt. Ich weiß, nur Franz Erhard Walther hat dies schon zu meinem Amtsantritt verlauten lassen.

taz: Gibt es von Ihnen doch noch mal ein Friedensangebot?

Goehler: Ich habe nächste Woche ein Gespräch mit den Schlichtern. Ich nehme diesen Schlichtungsauftrag sehr ernst und würde mich einem Gespräch mit den Professoren Lenger & Co nicht verschließen. Nur bin ich nüchtern genug zu wissen, daß es ihre Strategie glimpflich stören würde, sich mit mir an einen Tisch zu setzen. Aber ich denke, nun ist auch die Hochschule in ihrer Gesamtheit gefragt. Ich hoffe, daß die nächste Konzilssitzung unter lebhafter Hochschul-Beteiligung stattfinden wird und eine sachliche Beratung zustande kommt. Die Signale im Haus sind jedenfalls so zu deuten.