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"Ballspielen verboten" - immer noch erlaubt

■ Saga-Hauswart untersagte eigenmächtig das Spielen im Treppenhaus / Verbotsschilder auf Anweisung von oben entfernt

untersagte eigenmächtig das Spielen im Treppenhaus / Verbotsschilder auf Anweisung von oben entfernt

Manche Saga-Skandale erledigen sich schnell. Gestern früh klebten in jedem Stockwerk des Hochhauses Grindelberg 68 druckfrische Schilder mit der Aufschrift „...das Spielen im Hauseingang und Treppenhaus ist nicht gestattet. Saga.“ Ein Anruf bei der Pressestelle der Städtischen Wohnungsgesellschaft — und schon ist die Sache geklärt. Der Hauswart habe die Schilder eigenmächtig aufgeklebt, versichert Saga-Sprecher Hermann Boekholt, „die nimmt er heute wieder ab“. Denn eigentlich wäre es Sache der Bezirksgeschäftsstellen, über das Anbringen derartiger Hinweisschilder zu entscheiden. Die zuständige Filiale in Eimsbüttel habe so etwas nicht angeordnet.

Überhaupt sei die Saga sehr zurückhaltend mit derartigen Verbotsschildern. Zwar besage die Saga-Hausordnung, daß Kinder nicht im Hausflur spielen dürfen, „jedenfalls nicht so, daß die Mieter gestört werden“. Sollte es zu Beschwerden kommen, so Boekholt, versuche man das gütlich zu regeln, im Wiederholungsfall gebe es schriftliche Ermahnungen an die Eltern. Anders sei es mit Rasenflächen. Der Hinweis „Ballspielen verboten“ sei durchaus noch üblich, da es ältere Mieter in Paterrewohnlage gebe, die einen Anspruch auf ungestörtes Wohnen hätten.

Für Wulf Rauer vom Kinderschutzbund sind derartige Schilder ein Signal für eine kinderfeindliche Umgebung. Es komme leider noch zu häufig vor, daß Spielflächen nicht so genutzt würden, wie es gut wäre. Die Folge sei gerade in

1Hochhäusern eine „Verhäuslichung“ der Kinder, weil die Mütter den Kindern nicht mehr erlauben, die Wohnung zu verlassen. In den meist hellhörigen Wohnungen würden dann die Kinder zwecks Ruhig-

1stellung vor den Fernseher oder Videoapparat gesetzt.

Auch Wolfgang Hammer vom Jugendamt bezeichnet solche Schilder als „großen Fehler“. Statt auf einen Konfliktfall zu warten, den es dann im Einzelfall zu schlichten gelte, würde somit das Verhalten der Kinder — selbst das Sitzen auf der Treppenstufe — sanktioniert. Was verwundert — im Grindelberg 68 wohnen kaum Kinder.

Am Ende hat der Hauswart nur die vielen Fahrräder gemeint, die die Bewohner aus Schutz vor Dieben am Treppengeländer abstellen. Was die alten Damen, die sich daran festhalten müssen, tatsächlich stört. kaj

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