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querbeet

Jenseits der Sprache

Ein Rest von Rätsel wird immer bleiben – und nur äußerst wenigen gelingt es, ihre Isolation zu durchbrechen: Über seine autistische Kindheit und Jugend in Hamburg berichtet in seinem Debütroman der inzwischen 38-jährige Axel Brauns. Poetisch und intuitiv formuliert er Empfindungen seiner Kindheit, die auf halbem Weg zum Gedanken verweilten. Von Buntschatten und bedrohlichen Wesen ist in dem Text die Rede, der eindringlich aus einer jen-seitigen, anderen nicht zugänglichen Welt berichtet, an deren Erforschung die Wissenschaft immer wieder strandet. Inzwischen hat Axel Brauns zur Sprache zurückgefunden und macht derzeit eine Ausbildung zum Steuerberater.

Lesung Donnerstag, 16. Mai, 19.30 Uhr, Buchhandlung Seitenweise, Hammer Steindamm 119

Jüdische Töchter und Söhne

„Tu mir einer Liebe. Meine Mamme – Gespräche mit jüdischen Töchtern und Söhnen“ lautet der Titel des Buches, aus dem Zeit- und taz-Autorin Viola Roggenkamp jetzt in der Katholischen Akademie Hamburg liest. Unabhängig von den ohnehin von Müttern bei ihren Kindern stetig genährten Schuldgefühlen macht dieses Buch noch ein weiteres Feld auf: Im Zentrum der Gespräche steht die Frage, wie deutsche jüdische Kinder vereinbaren sollen, was nicht vereinbar ist: Letztlich sowohl das Täter- als auch Opfervolk zu repräsentieren und so latent immer Schuldgefühle in sich zu tragen.

Lesung Donnerstag, 16. Mai, 19 Uhr, Erzbischöfliche Diözesanbibliothek der Katholischen Akademie Hamburg, Herrengraben 4, 2. Stock

Endlich rächen

Ach, es ist so schön. Infantil, elementar, animalisch. Und letztlich – wer soll uns einen Vorwurf machen – schon das altgriechische Pantheon schwelgte in Rache. Und mit dem wird es auch Lisa Politt, jetzt wieder zu sehen im „Rache“-Programm, einer Produktion von Herrchens Frauchen, nicht aufnehmen wollen. Denn was in dem antiken Mythos an machtinduziertem Aug um Aug-Spiel berichtet wird, übertrifft alles, was Menschen je zustande brachten. Und wenn man dann noch in Rechnung stellt, dass das alles Götter waren, die sich so benahmen, einander die Augen ausstachen, die Kinder mordeten und den Eltern zum Fraß vorwarfen, kann man fast schon stolz sein, dass man all das menschlicherseits inzwischen auch zustande bringt...

Doch trotz solch schwer erreichbarer Vorbilder wird sich Lisa Politt alle Mühe geben, Rundumschläge auszuteilen, jeden anzurempeln und zu knuffen, der ihr dumm in den Weg tritt, um so nochmal richtig das ausleben zu können, was man so gern unter Kabarett versteht: es denen droben – und auch denen rechts und links von uns im Zuschauersaal – mal so richtig zu geben, ohne dass das groß was ausmacht. Denn die Fremdperspektive spielt da ja glücklicherweise keine Rolle – und das macht es ja auch so spaßig, lange aufgestauten Hass endlich mal an der vermeintlich richtigen Stelle zu entladen.

Dienstag, 21. , bis Donnersatg, 23. Mai, 20 Uhr, Schmidt Theater

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