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Archiv-Artikel

press-schlag Mühsam rauf – rums, runter

Die Fußball-Bundesliga und die Hochfinanz funktionieren nach ähnlichen, leider meist völlig unlogischen Prinzipien

Rasend runtergerasselt, atemberaubend hochgeschnellt. Rums, gleich wieder abgestürzt und, hui, erneut zurück in schwindelnde Höhen. Dann alles von vorne, noch mal und noch mal. Ziemlich anstrengend und ermüdend, diesen Spekulantenumtrieben zu folgen. Leider bietet die Fußball-Bundesliga gerade auch keine richtige Erholung. Denn sie hat nichts Besseres zu tun, als die Börse zu imitieren.

Mit mal euphorischer, mal autodestruktiver Hingabe tun sich Stuttgart und Hamburg, Berlin und Köln hervor und Bremen, natürlich, die sowieso eher Zocker denn Buchhalter sind. Grandiosen Spielen und gefeierten Siegen folgen bizarre Auftritte und peinliche Niederlagen. Dann wieder umgekehrt. Nichts ist verlässlich. Der HSV lässt sich erst von Hoffenheim auseinanderspielen, beugt sich eine Woche später devot Hannover, fertigt aber zwischendurch mal eben Stuttgart ab. Gut, das hatte eine gewisse Logik. Auswärts taugt Stuttgart in dieser Spielzeit nichts. Der VfB war immerhin bis zum Wochenende insofern auch positiv konstant, als dass er seine Heimspiele nie verlor. Dann kam Köln. Der FC, jeck in sich selbst und seine Stadt verliebt, hat nun eine Auswärtsbilanz, die besser ist als die daheim.

Bremen zeigt sich erst dem neuen Meisterschaftskandidaten Leverkusen gar nicht gewachsen und bleibt das erste Mal in der Saison ohne eigenes Tor, fertigt dafür aber vier Tage später die olle Hertha ab, die ihrerseits eigentlich gerade nach einer Miniserie niederlagenfreier Spiele dabei ist, von Spitzenclubdasein nicht nur zu träumen, sondern einen Spitzenplatz zu festigen. Mühsam geht’s rauf, rums, wieder runter.

So gesehen ist vermutlich der amüsante Angeber-Verein aus Hoffenheim derzeit so etwas wie die VW-Aktie des Fußballs (eigentlich wäre das ja bestimmt lieber der VfL VW Wolfsburg geworden sein, aber irgendwie ist Felix Magath mit seiner Allmacht im Mittelmaß stecken geblieben und verwaltet gerade eher ein solide verzinstes Sparbuch denn eine Goldgrube). Was einerseits bedeutet, dass Hoffenheim aktuell maßlos überbewertet ist, aber andererseits, dass das Klübchen selbst bei Kursbereinigung noch ein Gewinnerposten sein dürfte.

Nun ja.

Wie wir wissen, profitieren von den Formschwankungen aller am Ende doch immer nur die einen. Zwar hat Bayern München beim Versuch, sich zu modernisieren, erst sein berühmtes Festgeldkonto angegriffen und dann in der frühsaisonalen Experimentierphase eine miserable Performance hingelegt. Aber das ist egal. Jenseits jeden fiktionalen Schischis haben sie: Franck Ribéry. Seit der wieder spielt und den Laden schmeißt, läuft das Bayern-Geschäft. Und wenn bei diesem Club mal Blasen platzen, dann allenfalls an Fußsohlen. KATRIN WEBER-KLÜVER