press-schlag: Stadien für Deutschland
Bagger marsch!
Die Bagger können also nun endlich ausschwärmen – und buddeln fürs frohe Fest ums runde Leder in vier Jahren. Und zwar am besten in jener Reihenfolge, in der die Städte gestern via ARD bekanntgegeben wurden, die da die Fußball-WM 2006 über ihre Bühne gehen lassen dürfen. Als da wären: Berlin, Nürnberg, Hamburg, Leipzig, Köln, Stuttgart, Dortmund, Gelsenkirchen, München, Kaiserslautern, Hannover, Frankfurt. Gegen diese Auswahl kann man nicht viel sagen, auffällig ist lediglich, dass es sich just um jene Metropolen handelt, die im Vorfeld als heiße Kandidaten gehandelt wurden, obwohl Horst R. Schmidt, Vizepräsident des WM-Organisationskomitees, noch am Tag vor Bekanntgabe behauptet hatte, dass „definitiv keine Entscheidung“ gefallen sei.
War sie aber doch, und zwar gegen Bremen, Mönchengladbach und Düsseldorf, denen an dieser Stelle ausgiebig kondoliert sei. Wobei: Über die Frage, ob man zum Beispiel Düsseldorf bedauern soll, könnte auch gestritten werden, wie offenbar nicht nur die örtlichen Grünen finden. Als Größenwahn haben die das Stadionprojekt öffentlich gegeißelt, was man durchaus so sehen kann, eingedenk der Tatsache, dass der geplante Nobelbau am Flinger Broich satte 180 Millionen Euro verschlingen soll, was ein bisschen viel erscheint für eine Stadt, in der ein Drittliga-Klub den Fehlpass pflegt.
Dummheiten wie diese rufen naturgemäß die Kritiker an der Stadionmanie auf den Plan. 1,7 Milliarden Euro werden bis zum WM-Start verbaut werden, mehr als ein Drittel davon fließt aus öffentlichen Kassen, will sagen: aus Steuergeldern. Und weil die Städte vom DFB regelrecht in einen Ausscheidungswettkampf gedrängt wurden, haben sie vorsorglich auch nicht gekleckert, sondern geklotzt.
Ob sich das wohl rechnet, irgendwann einmal? „Mit Sicherheit nicht“, glaubt Professor Bernd Frick, Sportökonom an der Uni Witten. „Mit Fußball allein kann man nicht profitabel arbeiten“, schiebt er nach, was man spätestens seit Kirch ohnehin geahnt hat. Der Ball wird trotzdem weiter rollen. Auch bei der WM 2006 in Deutschland. FRANK KETTERER
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