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press-schlagSchweizer Medien hetzen gegen den FC Vaduz

Angst vor dem Fußballzwerg

Wenn ein Fußballzwerg wächst, sorgt das nicht zwingend für Bewunderung. Beispiel FC Vaduz, Hauptstadtklub aus Liechtenstein, dem kleinen Land der Berge, Banken und Briefkastenfirmen. Mangels ernsthafter Konkurrenz im Kleinstaat darf der Verein in der Schweizer Nationalliga B (NLB) mitspielen. Diese Form eidgenössischer Großzügigkeit erreicht jedoch ihre Grenzen, wenn der kleine Nachbar zu groß wird. Und Vaduz wächst – seit dem 3:0-Auswärtssieg bei Yverdon am letzten Spieltag in der NLB ist das Team des österreichischen Trainers Walter Hörmann der erste Schweizer B-Meister aus dem Ausland. Die besten vier Mannschaften qualifizieren sich für die nach der Winterpause beginnende Aufstiegsrunde in die Nationalliga A. Aufgestiegen ist der FC Vaduz, wenn er in dieser Runde aus acht Mannschaften mindestens den zweiten Platz belegt. „Das ist noch ein weiter Weg“, meint Walter Hörmann.

Die Schweizer Boulevardpresse schürt dennoch die Angst vorm Fußballzwerg und schreibt seit Wochen gegen den möglichen Einzug der Kicker aus dem Ausland in Helvetias höchstes Fußballhaus an. Die Liechtensteiner Zeitung Vaterland verurteilt die Attacken als „Hetzkampagne“. Selbst von Amts wegen zur Besonnenheit verpflichtete Herren wie Jean François Kurz, Präsident des Schweizerischen Fußballverbandes (SFV), lassen sich von der allgemeinen Polemik anstecken. „Können Sie sich ernsthaft vorstellen“, fragte er unlängst vor Journalisten, „dass künftig statt St. Gallen der FC Vaduz in der Nationalliga A spielt?“

Das sei eine abwegige Frage, kontert Fredi Hilti, Vizepräsident des Liechtensteiner Fußballverbandes (LFV), für den die Antwort klarer ist als jeder Alpenblick: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Soll heißen: Wer einen Vertrag für die NLB macht, muss mit dem Aufstieg in die NLA rechnen. „Seit 1934 spielen Liechtensteiner Vereine in den Schweizer Ligen mit“, erteilt der Liechtensteiner Nachhilfe in Fußballgeschichte, „das müsste doch eigentlich allen bekannt sein.“

Doch der Fall ist komplizierter. Nicht wenige Schweizer glauben, dass die Fußballzwerge aus Vaduz den Eidgenossen Plätze für den Uefa-Cup oder gar die Champions League ins Fürstenturm entführen könnten. Die Furcht ist nicht unbegründet. Da in Liechtenstein ein eigener Landes-Cup ausgespielt wird, darf der Gewinner (meist der FC Vaduz) jährlich an der Qualifikation für den Uefa- Cup teilnehmen. „Wir wissen derzeit nicht, ob unsere Liga im Falle eines Aufstiegs von Vaduz einen Uefa-Cup-Platz weniger zugesprochen bekäme“, sagt Edmond Isoz, Direktor der Nationalliga. „Die möglichen Auswirkungen auf die Vergabe der Champions-League-Plätze sind ebenfalls unsicher.“ Zudem sei nicht geklärt, was mit den „Subventionen“ passiere, die das Uefa-Mitglied Liechtenstein jährlich vom europäischen Dachverband bekomme. Isoz spricht von einem „Präzedenzfall“, der gemeinsam mit Fifa und Uefa gelöst werden müsse. Momentan will der hohe Herr des Schweizer Fußballs keine Versprechungen machen. Die Aufstiegsrunde, so sein väterlicher Rat, könne der FC Vaduz ja trotzdem spielen. „Wir haben immer wieder Vereine, die sich sportlich qualifizieren, aber dann doch nicht aufsteigen, weil sie die Auflagen nicht erfüllen.“

Solch unsichere Aussichten sind nicht gerade förderlich für die Motivation der Liechtensteiner Ballkünstler. „Sicher ist die Aufregung um einen möglichen Aufstieg in den Köpfen drin“, meint Trainer Walter Hörmann. Die wahren Hintergründe der eidgenössischen Vorbehalte glaubt er ebenfalls zu kennen: „Wahrscheinlich befürchtet man in der Schweiz, dass ein Investor – ähnlich wie beim FC Basel – Geschmack an uns finden könnte.“

Kein abwegiger Gedanke im Tal der Reichen. Hörmanns Planung jedenfalls, im Falle einer definitiven Aufstiegserlaubnis „ein, zwei Verstärkungen für die Aufstiegsrunde“ zu verpflichten, lässt erahnen, dass Finanzsorgen nicht zu den größten Problemen des kleinen Vereins gehören. Hörmann appelliert an die Verbände, am grünen Tisch für eine Lösung zu sorgen, bevor es auf dem grünen Rasen um den Aufstieg geht. „Alles andere wäre Wettbewerbsverzerrung“, meint er. Man könnte auch sagen: vorsätzliches Verhindern von Fußballzwergenwachstum. JAN MENDE

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